Abbalgen von heimischen Räubern

Abbalgen von heimischen Räubern

Geht die Jagd auf Schalenwild dem Ende entgegen, fängt sie auf das Raubwild erst richtig an. In den Wintermonaten stehen bei vielen Waidgenossen die Zeichen auf Raubwildjagd. Diese Jagd ist spannend, denn das Raubwild ist mit exzellenten Sinnen ausgestattet. Ihre reifen Winterbälge sind ein kostbares Naturprodukt, welches sich zu Pelzen verarbeiten lässt. Der Jäger ist bei der Raubwildjagd gefordert, denn er muss die schonende Jagd auf die Jagdbeute beherrschen. Die nächste große Herausforderung ist das Abbalgen. Abbalgen bedeutet den Balg, sprich das Fell vom Raubwild abzuziehen.

Haarige Beute selbst Abbalgen

Das Abbalgen von Raubwild wie Fuchs oder Marder ist eine Tätigkeit, die möglicherweise nicht jedem Jäger liegt. Während es dem einen an Zeit und Muße mangelt, ist dem anderen die Berührungsangst durch die Gefahr des Fuchsbandwurms und weiteren übertragbaren Krankheiten zu heikel. Oder es mangelt an Kenntnissen der entsprechenden Techniken.

Nach dem Erlegen hängt man das Raubwild zum Abbalgen entweder an den Hinterläufen auf oder legt es auf einem großen Tisch ab. Die gängigste Variante ist jedoch das Aufhängen am Hinterlauf.

Abbalgen Schritt für Schritt

  • Schritt 1: Mit einem Fleischklopfer, an dem an einer Seite die Zacken abgeschliffen wurden, wird kräftig von beiden Seiten auf die Lunte geschlagen, um sie von dem Balg von der Rübe zu lösen. Ebenso kann man eine Dachlatte nehmen oder die Lunte in der Hand verdrehen.

  • Schritt 2: Das Raubwild wird an einem Hinterlauf aufgehängt. Den anderen Hinterlauf schärft man vom Hauptballen bis zum Waidloch auf. Eine Orientierungshilfe beim Fuchs ist ab der Ferse die Trennlinie zwischen Grau-schwarz und rot.

  • Schritt 3: Anschließend wird der Hauptballen aufgeschnitten und der Balg rechts und links abgelöst. Der Balg wird in Fersenhöhe ringsum gelöst, sodass ein hindurchgreifen möglich ist. Nun lässt sich der Balg zur Pfote hin allmählichen ziehend weiter ablösen.

  • Schritt 4: Als Nächstes wird der Balg bis zu den Zehen vom Knochen des Raubwildes gelöst. Dreht man den Pfotenbalg links, werden durch den Zug die Zehenknochen herausgelöst. Das letzte Zehenglied wird mit dem Seitenschneider gegriffen, herausgezogen und abgeknipst. Zur Info: Füchse besitzen vorne fünf und hinten vier Zehen. Marder haben vorne und hinten fünf Zehen.

  • Schritt 5: Danach wird der Balg in Richtung Oberschenkel bestmöglich abgezogen. Nun wird der Fuchs am abgebalgten Lauf aufgehängt. Mit dem anderen Hinterlauf wird ebenso verfahren.

  • Schritt 6: Die Vorderläufe werden anschließend in gleicher Weise abgebalgt. Der Balg wird bis zur Achselhöhle aufgeschärft. Aufgepasst: Vorne befinden sich fünf Zehen. Die „Daumen“ (fünfte Zehe) sind in der Draufsicht jeweils links und rechts nach innen zeigend. Das bedeutet, beim Abbalgen befindet sich der „Daumen“ links neben dem rechten Daumen des Jägers. Nachfolgend wird der Balg in der Leistengegend gelöst und dicht an den Oberschenkeln abgeschärft.

  • Schritt 7: Vorsichtig wird der Balg an der Bauchseite gelöst. In diesem Bereich hat sich reichlich Fettgewebe angesetzt. Bei Rüden wäre noch der Penis zu beachten, den man praktisch bis zum Bauch löst und dort erst abschärft.

  • Schritt 8: Auf der Hinterseite löst man den Balg bis zum Waidloch. Um das Waidloch wird herumgeschnitten. Es verbleibt am Kern. Anschließend wird der Balg vom Rübenansatz gelöst, sodass man hindurchgreifen und bis zur Luntenspitze ziehen kann. Um den Balg weiterzuziehen, kann man das Messer zur Hilfe nehmen. Anschließend wird ein geteiltes Holzstück aufgeklappt und über die Rübe gesteckt, zugeklappt, mit der rechten Hand umgriffen und der Balg langsam von der Rübe gelöst. Beim Marder kann man anstelle des Holzes eine Wäscheklammer verwenden.

  • Schritt 9: Das Fett im Bauchbereich lässt sich gut mit dem Klingenrücken abschaben. Danach sollte sich der Balg mit stetigem Zug über die Vorderläufe abziehen lassen. Die Vorderläufe werden aus den Löchern im Balg herausgezogen. Stetig auf Zug haltend wird der Balg mit Rundschnitten gelöst. Am Kopf angelangt, werden die Gehörknorpel durchgeschärft. Dazu muss man die Finger ins Ohr stecken, ziehen und mit dem Messer den Balg lösen.

  • Schritt 10: An den Sehern wird der Balg stramm gezogen und nah am Schädelknochen durchgeschärft. Die Lider verbleiben am Balg. Unterhalb der Augen wird der Balg an den Lefzen eingeschnitten. Mithilfe der Finger kann man hineingreifen und ziehen. Anschließend wird der Balg Richtung Nase gelöst. In diesem Bereich muss viel geschnitten werden, dazu vorsichtig um die Fänge herumschneiden. Der Nasenschwamm wird im Anschluss durchtrennt und der Balg von der Unterlippe gelöst. Balg und Kern sind getrennt.

Weitere Schritte

Zum Trocknen kommt der Balg auf ein Spannbrett aus Holz. Etwa 170 cm lang, unten 25 cm breit, oben 7 cm breit, mit einer Stärke von 2 cm. Für den Marder kann das Spannbrett etwas kleiner sein.

Einige Jäger benutzen einen Spannrahmen aus Metall. Eine Aufhängevorrichtung erleichtert die Arbeit, sodass das Aufnageln entfällt. Das Trockenergebnis kommt aber nicht an das Endergebnis auf Holz-Spannbrettern heran.

Mit der Haarseite nach innen wird der Balg über das Brett gezogen. Die Nase wird mit einem Nagel in der Brettspitze fixiert. Die Hinterläufe werden nach unten straffgezogen und mit Tacker oder Alu-Pins fixiert, damit die Haut nicht einrollen kann. Tipp: Ein kleines Metallgitter auf dem Hautteil mit Alu-Pins fixiert, verhindert ebenfalls das Einrollen der Balgränder.

Anschließend werden Lunte und Läufe befestigt. Diese werden mit Zeitungspapier ausgelegt und solange gewechselt, bis der Untergrund trocken ist. Der Balg sollte trocken gelagert werden. Schlussbemerkung: Den fertigen Balg kann der Jäger aufspannen und trocknen oder einsalzen sowie einfrieren. Anschließend geht es in die Gerberei.

Hilfsmittel und Werkzeuge

Beim Abbalgen sollten immer Gummihandschuhe und zusätzlich sollte beim Fuchs-Abbalgen ein Mundschutz getragen werden. Alle Werkzeuge sind vorab zu desinfizieren.

Folgendes Equipment ist empfehlenswert:

  • Skalpell mit wechselbarer Klinge
  • Scharfes Messer
  • Flache Pinzette
  • Drahtschneider
  • Kombizange
  • Seitenschneider
  • Luntenschiene
  • Luntenschlitzer
  • Luntenholz
  • Tacker oder Alu-Pins

Fazit

  • Schonende Jagd auf die Jagdbeute
  • Raubwild gleich nach der Erlegung Abbalgen
  • Zum Abbalgen wird das Raubwild an einem Hinterlauf aufgehängt
  • Begonnen wird mit dem Auslösen eines Hinterlaufes
  • Danach geht es weiter Richtung Oberschenkel
  • Der Fuchs wird am abgebalgten Lauf aufgehängt und der andere Hinterlauf wird ausgelöst
  • Ebenso wird mit den Vorderläufen verfahren
  • Von da geht es zur Leistengegend bis zur Bauchseite
  • Von der Hinterseite geht es Richtung Rübenansatz bis zum Kopf
  • Balg und Kern sind getrennt
  • Balg auf Spannbrett trocknen und anschließend zum Gerben schicken
  • Kann der Balg nach dem Abbalgen nicht sofort abgegeben werden, muss er zügig konserviert werden – am einfachsten ist das Einfrieren
  • Gut konservieren kann man den Balg auch durch Einsalzen

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