Kein leichtes Unterfangen: Wildbestand zählen

Kein leichtes Unterfangen: Wildbestand zählen

Vor allem für den Jäger spielt die Höhe des einzelnen Wildtiervorkommens in seinem Revier eine grosse Rolle. Tierpopulationen in freier Wildbahn sind jedoch gar nicht so einfach zu zählen. Die Zahl der Wildtiere in einem Gelände voller Deckungsmöglichkeiten kann oftmals nur annähernd geschätzt werden. Ein Feldrevier hingegen bietet hier bessere Möglichkeiten, um den Wildtierbestand zählen zu können. Doch auch die Lebensweise der zu zählenden Tiere entscheidet, ob eine Zählung eher einfach oder schwierig durchzuführen ist. Das Zählen der Wildbestände ist eine echte Herausforderung. Es erfordert neben der geeigneten Methode Geschick und Geduld, um ein annähernd korrektes Ergebnis zu erhalten.

Das Zählen der Wildbestände und seine Vorteile

Eine wichtige Aufgabe des Jägers besteht darin, durch gezielte Abschüsse auf der Jagd für das Gleichgewicht zwischen den jeweiligen Wildbeständen und dem zur Verfügung stehenden Lebensraum zu sorgen. Denn der Einfluss des Wildes auf die Vegetation ist nicht zu unterschätzen. Bei einer ungleichen Wildverteilung kann es zudem vermehrt zu Wildschäden auch ausserhalb des eigentlichen Reviers – beispielsweise auf landwirtschaftlich genutzten Flächen – kommen. Doch nur bei ausreichenden Kenntnissen über Wildbestand bzw. Bestandsentwicklung machen Massnahmen wie Abschusserhöhungen bei der Jagd oder aber – bei eher zu geringer Population – Erhaltungsmassnahmen wirklich Sinn.

Die einzelnen Methoden

Es gibt für die Erhebung der Wildbestände kein Patentrezept und keine universell gültige Methode. Je nach Zielsetzung, Wildart, Revier und weiteren relevanten Faktoren kann eine andere Methode der Zählung sinnvoll sein. Jede der Methoden zur Wildbestandserhebung birgt ihre Vor- und Nachteile.

Folgende Methoden haben sich – unter gegebenen Voraussetzungen – im Laufe der Jahre jedoch bewährt:

Direkt-Beobachtung

Bei der Direkt-Beobachtung erfolgen an einem bestimmten Ort und über einen vorher festgelegten Zeitraum Sicht-Zählungen wie beispielsweise Ansitz- und Fütterungszählungen.

Mit Hilfe von Drohnen und/oder Wärmebildkameras können ebenso zahlreiche Zählungen durchgeführt werden. Anhand der Summe sämtlicher Ergebnisse kann der Wildbestand dann hochgerechnet werden. Diese einfache und kostengünstige Methode der Wildzählung und Abschätzung der Wildbestandshöhe lässt ausserdem einige Rückschlüsse bezüglich des Geschlechterverhältnisses zu.

Distance Sampling

Bei der Distance-Sampling-Methode wird das zu untersuchende Gebiet in der Nacht mit Wärmebildkameras (und weiterer, spezieller Technik für die nächtliche Erfassung) durchforstet. Dabei werden die Wildtiere an beiden Seiten entlang der Zählstrecke gezählt. Anschliessend erfolgt eine Messung der jeweils senkrechten Distanz zu dieser Strecke bzw. der rechtwinkligen Entfernung zum Transekt. Dadurch kann der wahrscheinliche Erfassungsbereich berechnet und so durch Hochrechnung der jeweilige Wildbestand in diesem Gebiet geschätzt werden.

Hierbei kann das Wildtieraufkommen auch innerhalb grösserer Bereiche bzw. über weitere Distanzen aufgespürt werden. Selbst kleinere Säugetiere und Vogelnester werden mit dieser Methode aufgefunden.

Fang-Wiederfang-Methode

Diese Methode zur Wildbestandserhebung ist recht bekannt: Einmal gefangene Tiere werden beispielsweise durch Ohrmarken, Tätowierung oder ähnliche Massnahmen markiert und anschliessend wieder freigelassen. Das Verhältnis zwischen unmarkierten Wildtieren und Tieren mit Markierung bildet die Basis für die nachfolgende Hochrechnung des Wildtierbestandes. Vor allem für die Zählung auf kleineren Flächen ist diese Methode, die jedoch einen höheren Aufwand und einige Mehrkosten mit sich bringt, vorteilhaft und liefert recht sichere Ergebnisse.

Losungszählung

Innerhalb eines vorher festgelegten Gebietes werden entlang gerader Linien, die jeweils einen gleichbleibenden Abstand zueinander aufweisen, stichprobenartig Losungshaufen gezählt. Mit Hilfe der Menge der Losungshaufen und der Losungszerfallsrate innerhalb dieser Transekten kann auf die Anzahl der jeweiligen Wildart (meist Rehwildbestand) geschlossen werden. Mit dieser kostengünstigen Methode kommt es zumindest bei reviertreuen Wildtierarten zu recht aussagekräftigen Schätzungen.

Retrospektive Kohortenanalyse

Bei der Kohortenanalyse wird das Alter sämtliche Tiere, die innerhalb eines Jahres geboren wurden, nach ihrem Ableben bestimmt.

Ist die gesamte Kohorte (Tierbestand mit dem gleichen Geburtsjahr) verstorben, erfolgt retrospektiv (nachträglich) eine Berechnung des wahrscheinlichen Bestandes des jeweiligen Geburtsjahres. Die Kohortenanalyse eignet sich also weniger zur Zählung des aktuellen Wildtierbestandes als zur rückwirkenden Berechnung der vergangenen Jahre. Doch die Kenntnis über den früheren Bestand lässt eine gute Abschätzung des aktuellen Wildtierbestandes zu. Diese Methode der Zählung setzt jedoch eine geschlossene Gruppe der zu zählenden Tiere voraus. Auch Tiere, die bei der Jagd erlegt werden oder aber durch Krankheit oder andere Faktoren zu Fall kommen(Fallwild), können die Zählung dieser Methode beeinträchtigen.

Kamerafallen

Sehr gern werden auch Kamerafallen an bestimmten Plätzen aufgestellt, um dort Wildbestände zu zählen und später hochrechnen zu können. Als Basis für die Schätzung der Wildtierbestände werden die Grösse der jeweiligen Gruppe, Bewegungsgeschwindigkeit und andere Faktoren herangezogen. Mit dieser Methode kann eine ungefähre Schätzung über den Bestand ermittelt werden. Zusätzlich können so gesichtete Losungshaufen zur Schätzung der Wildtierbestände einer bestimmten Wildart des jeweiligen Gebietes beitragen. Diese etwas kostenintensive Methode bringt daher recht gute Ergebnisse bei der Wildbestandserhebung.

Fazit

Für welche Methode der Wildtiererfassung der zuständige Jäger sich auch immer auch entscheidet:

Es wird sich bei keiner dieser oder auch anderer Methoden um eine genaue Zählung, sondern immer um eine Schätzung handeln. Zudem ist der tatsächliche Wildtierbestand ständigen Wandlungen unterworfen, so dass es bei der Zählung/Schätzung des Wildtierbestandes immer eine gewisse Dunkelziffer geben wird.

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