Abschussprämien – machen sie Sinn?
Die Prämienjagd wird als probates Mittel zur Prävention von Wildschäden, Eindämmung von Krankheiten und zur Regulierung der Wildpopulation in Erwägung gezogen. Aber: Macht diese finanzielle Belohnung von Abschüssen wirklich Sinn oder schafft so eine Prämie möglicherweise mehr Probleme, als dass sie diese beseitigt?
Gründe für die Prämienjagd
Es gibt verschiedene Gründe für die Erhebung einer Abschussprämie: Eine zu hohe Population, die Ermöglichung einer Naturverjüngung oder auch die Bekämpfung von Tollwut oder anderen Krankheiten zählen zu diesen Gründen. Es gibt zum Beispiel in Brandenburg Prämien für das Einsenden von Füchsen, die dann auf Tollwut untersucht werden. Diese Kontrolluntersuchungen haben tenenziell einen prophylaktischen Hintergrund, um Gefahren früh zu erkennen und dann schnell eingreifen zu können.
Seit einigen Jahren ist auch die Verbreitung der Schweinepest ein Problem. Während zunächst primär die Nutztierhaltung betroffen war, gibt es inzwischen auch Fälle, wie im Osten der EU, wo es bei Schwarzwild Fälle von ASP, kurz für die Afrikanische Schweinepest, gibt. Angesichts der hohen Populationsdichte von Schwarzwild in Deutschland könnte sich die Krankheit bei einem Ausbruch schnell verbreiten, insbesondere, da diese durch abwandernde Jungtiere schnell vorangetrieben werden könnte. Um dem Vorzubeugen, wird insbesondere die Bejagung von Frischlingen forciert.
Ist die Abschussprämie wirklich nützlich?
Während all dies nach guten Gründen für eine Abschussprämie klingt, birgt diese auch gewisse Risiken und es stellt sich durchaus die Frage, ob es nicht bessere Wege gibt, regulierend zu Bejagen, als angeregt durch eine Belohnung? Läuft man nicht Gefahr, dass die Jagd mehr und mehr zu einem Geschäft wird? Bliebt da nicht irgendwann die Nachhaltigkeit auf der Strecke? Auch wenn die Prämie zu einem bestimmten – und auch sinnvollen – Nutzen ausgelobt wird, läuft man möglicherweise Gefahr, dass die Jagd den Beigeschmack eines Preis- beziehungsweise Wettschießens erhält. Jäger haben, was Ihren Ruf betrifft, bereits so schon einen schweren Stand; wenn nun die Strecke mit einer Prämie belohnt wird, gerät der noch so sinnvolle Grund dafür bei Gegnern schnell ins Hintertreffen. Natürlich kann man diese Argumente damit wegwischen, dass man als verantwortungsvoller Jäger genau weiß, dass die Prämienjagd einen pragmatischen Grund hat, für den die Belohnung nur den Anreiz bieten soll. Aber sollte ein verantwortungsvoller Jäger diese Aufgabe nicht auch ohne diesen Anreiz als seine Pflicht ansehen?
Über diese moralischen Bedenken hinaus, gibt es in der Praxis potentielle Risiken, durch welche so eine Prämienjagd vielmehr das Problem vergrößert, statt es einzudämmen: Gerade im oben angeführten Fall der Schwarzwildjagd kommen schnell die Bedenken auf, ob eine durch Prämien angeregte Jagd auf Schwarzwild nicht möglicherweise eine starke Beunruhigung im Revier zur Folge haben könnte. Dies kann dann mehr Schaden als Nutzen verursachen.
Abschussprämie ja, aber nicht als Alleinlösung?
Trotz der Gegenargumente – es gibt die Abschussprämie seit Jahren und dass sie weiter existiert, liegt sicherlich auch daran, dass sie einen Zweck erfüllt oder nicht? Um bei der Jagd auf Frischlingen die Strecke trotz der geringen Wildbretverwertung zu erhöhen, kann die Prämie durchaus einen Sinn machen. Andererseits gibt es Stimmen, die verlauten lassen, dass eine kostenlose Trichinenprobe zur Untersuchung auf Schweinepest mehr Sinn mache. Ebenso hat sich laut dem Deutschen Jagdverband gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit von Landwirten und Jägern mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium bereits ohne Prämie Früchte trägt: Durch das vermehrte Anlegen von Jagdschneisen auf Raps- und Maisfeldern konnte der Jagderfolg bereits positiv beeinflusst werden.
Die zu Beginn erwähnte Belohnung für die Einsendung von Wild zwecks Kontrolluntersuchung hat durchaus seinen Sinn, denn so können früh Gefahren durch Krankheiten, sei es beispielsweise Tollwut oder Wurmbefall, erkannt werden. Dennoch scheint es, insbesondere in Bezug auf die Schwarzwildbejagung eher eine Zusatzlösung zu sein. Die effiziente Verbesserung der Jagdmöglichkeiten erscheint hier langfristig die erfolgreichere Lösung zu sein. Im Vordergrund sollte bei einer Prämienjagd immer der Nutzen sein. In dem Moment, wo diese mehr Schaden anrichtet – wie beispielsweise durch die bereits genannte Wildbeunruhigung – verliert sie Ihre Zweckmäßigkeit. Oder was meinen Sie? Wird der Vorteil der Prämienjagd unterschätzt, ist sie überflüssig oder welche alternativen Lösungen gibt es?
1 Kommentare
Zunächst stellt sich mir die Frage, wie schlecht übersetztes Englich so schnell Eingang in unseren Sprachgebrauch finden konnte. Hier liegt nämlich auch die Lösung der Frage. Denn ob etwas einen Sinn ergibt oder etwas einen Sinn hat, ist für den Enzelnen oft nicht erkennbar. Den Sinn der sich selber „macht“ gibt es nicht.