Auf Drückjagd mit bleifreier Munition – Ein Erfahrungsbericht
Bleifreie Munition ist für viele Jäger ein rotes Tuch. Doch immer mehr Forstbetriebe und Reviere in Deutschland haben bereits auf bleifreie Munition umgestellt oder werden dies in naher Zukunft tun. Höchste Zeit also, sich mit bleifreier Munition auseinanderzusetzen.
Wie macht sich die bleifreie Munition in der Praxis
Ich begleitete einen Schützen zu einer Drückjagd mit der Kamera. Er führte eine R93 im Kaliber 308. Die Munition seiner Wahl war die Barnes TTSX ein bleifreies Geschoss. Wir wurden einem Sitz zugeteilt der als „Reh-Bock“ bekannt war, da dort jedes Mal Rehwild zur Strecke kam. Auf dem Sitz angekommen erkannte ich was der Knackpunkt an diesem Sitz war. Überall um uns herum war Naturverjüngung aller Art, hauptsächlich Laubholz.
Freie Schussschneisen gab es nur wenige. Die ersten 30 Minuten waren rum da kamen links von uns Ricke und Kitz auf uns zu. Sie zogen schräg an uns vorbei und als das Kitz das Blatt zeigte ließ der Schütze das bleifreie Geschoss fliegen. Das Kitz sackte sofort in sich zusammen. Die Ricke flüchtete 50m weiter und stand im lichten Buchenholz wieder breit. Direkt nach dem Schuss merkte der Schütze schon, dass er etwas weit hinten abgekommen war. Denn die Ricke flüchtete aus unserem Sichtfeld, lag dann aber nach 60m.
Das Schmalreh liegt nach 5 Metern
Kaum 20 Minuten später entdeckte ich rechts vor uns in der Naturverjüngung eine weiteres Reh. Der Schütze hatte es auch gesehen und ließ die Kugel fliegen, es brach sofort zusammen. Eine Stunde verging in der nichts in Schussweite kam. Doch dann bemerkte ich keine 20m hinter uns in der dichten Naturverjüngung eine Bewegung. Ein Schmalreh hatte sich bisher unbemerkt uns genähert. Ich zeigte mit dem Daumen nach hinten und der Schütze entdeckte das Reh auch. Langsam drehte er sich, wobei er die Waffe in den Anschlag nahm. Kaum war er drauf ließ er fliegen. Das Reh machte noch 5m dann lag auch dieses am Fleck. Kaum war der Schuss verhallt kam direkt von vorne ein Reh auf uns zu. Es verhoffte leicht spitz zu uns und so schoss der Schütze auf das Blatt. Es zeichnete deutlich, lag dann aber auch.
Bleifreie Muntion zeigt auch unter schwierigen Bedingungen gute Wirkung
Keine 20 Minuten vor Hahn in Ruh querte rechts von uns ein Reh den Weg. Doch ging dies so schnell, dass keine Zeit zum Reagieren blieb. Es zog hinter uns durch die dichte Naturverjüngung. Kaum war eine kleine Lücke sackte es von der Kugel getroffen zusammen und blieb liegen.
Sechs Rehe konnten wir das Ergebnis eines Treibens nennen. Vier davon wurden durch Äste und Naturverjüngung hindurch geschossen ohne zu Fehltreffern zu führen. In wie weit dies Glück war oder mit dem Geschoss zusammenhängt bleibt ungeklärt. Fest steht, die bleifreie Barnes zeigte eine gute Wirkung auf Rehwild auch unter schwierigen Bedingungen.
Einen weiteren Erfahrungsbericht zur bleifreien Munition finden sie HIER.
Hier finden sie Erfahrungsberichte unserer Leser
6 Kommentare
Kann mich der positiven Wirkung der Munition TTSX, aber im Kaliber 30-06, auch auf Schwarzwild nur anschließen!
Vor allem die minimale Wildbretzerstörung hat mich zu 100% überzeugt!
Ich halte Tellerschüsse bei normalem Schwarzwildabschuss nicht für waidgerecht. Ausgenommen natürlich Fangschuss.
Ich benutze Kupferjagdgeschosse von Sax und bin shr zufrieden. Ich kann mich nicht über Wildbretentwertung oder große Hämatome bei bleifreier Munition beschweren.
Hatte bei mir 2 Gäste zur Jagd die RWS 30-06 EVO GREEN geschoßen haben beide erlegten zusammen 4 Damhirschkälber mit sehr guten Treffern. Die Überraschung kam als ich die Stücke zerlegte, ich hab nur noch mit dem Kopf geschüttelt, bei allen Stücken Hämatome bis an die Keulen. Bei mir wird dies Geschoß nicht wieder zugelassen oder jeder verwertet sein erlegtes Wild selber.
ich hab die ttsx in .30-06 aus sehr kurzem Stutzenlauf (m03; 50cm) auch auf ca. 40-50 stk. Schalenwild (Rehe, Frischlinge bis 45kg u. Rotwild + Schafe u. Damwild) geführt und ausgewertet. Kalkulatorisch war eine Fluchtstrecke von 13 m das Ergebnis (zu beachten ist, dass das ein Näherungswert ist, weil die Eingangsdaten, sprich die Fluchtstrecken, geschätzt werden). Ziemlich das gleiche Ergebnis auf gleicher Anzahl Schalenwild habe ich mit dem nicht bleifreien Lapua mega ermittelt. Subjektiv blieb jedoch in sehr seltenen Fällen die Tötungswirkung bei SW mit Lapua (blei) trotz Kammertreffer und "an den Platz" bannen aus und es musste nachgesch. werden. Dies war bei Barnes nie der Fall.Wildbretentwertung kann ich nichts zu sagen, zum einen interessiert es mich im Vergleich zur Tötungswirkung weniger, zum anderen ist es stark abhängig von Knochentreffern/Weichschüssen. BArnes gab zu 100% Ausschuss. Lapua einmal bei stärkerem Hirsch nicht. Hatte mich auf Barnes eingestimmt und wollte diese Murmeln auch beibehalten jedoch gab es Lieferschwierigkeiten weshalb ich wieder auf Blei umgesattelt bin. Diesmal auf Empfehlung die GECO Plus welche bis jetzt (subjektiv) unglaublich gut wirkt.
Nachtrag:
...das mit der Wildbretentwertung und meiner Haltung dazu liest sich irgendwie nicht gut ;-)
es soll nicht heißen, dass mir das kostbare Wildbret egal ist, jedoch habe ich bis jetzt bei Kammertreffern "seltenst" denkwürdige Fleischentwertung festgestellt.
etwas weiter unten war die Rede von Hämatomen bis zu den Keulen...sowas kenne ich nicht! Hin und wieder ist bei Rehwild zu beobachten, dass die Vorderläufe oberflächig im BEreich unter der Decke etwas "unterlaufen" sind. Der prozentuale Verlust an Wildbret ist hierbei meiner Meinung jedoch zu vernachlässigen. Für mich ist ein "Wundkanal" der an keiner Stelle Hämatome hinterlässt die einen größeren Durchmesser als ein Bierdeckel haben, ok.
Wichtiger ist mir ein sicherer Ausschuss und Schweiß am Anschuss falls Nachsuche anfällt.