Auf Revierfahrt im November – Hege und Jagd im Niederwildrevier

Auf Revierfahrt im November – Hege und Jagd im Niederwildrevier

Das Revier ist in Nebel gehüllt, die Temperaturen bewegen sich in Regionen um den Gefrierpunkt, es regnet überwiegend und die ersten Schneeflocken fallen. Der November ist zudem bei den meisten Menschen als der melancholische und traurige Monat verschrien. Bei den Jägern hingegen herrscht Hochstimmung! Das Wetter wird angesichts eines der spannendsten Jagdmonate zur Nebensache.

Der November gilt bei den meisten Jägern als der Haupterntemonat. Überall im Lande finden nun zahlreiche Gesellschaftsjagden statt. Der Niederwildjäger freut sich auf Treibjagden auf Fasan und Hasen, die Entenjagd sorgt für zusätzliche Spannung im Jagdkalender und der Raubwildjäger freut sich über die reifen Fuchsbälge.

Die untrennbare Verbindung von Hege und Jagd

Parallel zum jagdlich vollen Terminkalender darf allerdings auch die Hege nicht vernachlässigt werden. Während einer Revierfahrt im Jagdrevier eines befreundeten Jägers erklärt mir dieser, wie er die untrennbare Verbindung von Jagd und Hege durchführt. Für morgen ist eine Niederwildjagd geplant, doch jetzt geht es erst mal im Landrover Defender über schlammige Wege ins Revier. Im Wagen wird deutlich was mit der Verbindung von Jagd und Hege gemeint ist: Hinter uns auf der Rückbank eine Hornet, dahinter Luder, Obst und Getreide. Stefan, mein Fahrer und Revierinhaber dieses schönen Jagdreviers, hat seinen jagdlichen Jahresablauf so geplant, dass zwei große Treib- und vier Entenjagden die Höhepunkte des Jagdjahres bilden. So spart er sich viele kleine „bewaffnete Spaziergänge“ und viele Entenansitze.

Die Treibjagden decken gut ein Drittel seines Reviers ab. Die restliche Fläche bejagt Stefan nicht und wird in Gestalt einer Dreifelderwirtschaft nur alle drei Jahre bejagt.
Seine Treibjagden finden jeweils Anfang November und Mitte Dezember statt. Hasen und Fasane kommen dabei zur Strecke, wohingegen Rebhühner nicht gejagt werden.

Die neben den zwei Treibjagden stattfindenden vier Entenjagden werden in zusammenarbeit mit den drei Nachbarrevieren durchgeführt. So wurden im letzten Jahr bei der Entenjagd an nur einem Abend 218 Enten von 25 Jägern geschossen, erzählt uns Stefan.

In der Nähe eines Fangplatzes hält Stefan sein Fahrzeug an. Alle Fallen hier sind so installiert, dass er deren Zustand auch auf eine gewisse Distanz überprüfen kann. Stefan stoppt etwas entfernt von einem Fangplatz. Alle Fallen sind so präpariert, dass er deren Zustand auf Entfernung kontrollieren kann. Heute ist die Falle offen und wir fahren weiter zum Luderplatz. Jetzt kommen vor der Luderhütte, Obststücke und die Reste eines Rehherzens zum Einsatz.

Bleibt uns zu wenig Zeit für die Jagd?

Fuchs zur RanzzeitUnsere Fahrt führt weiter entlang an Hecken, die schon von Stefans Großvater angelegt wurden. Seine Familie betreibt die Jagd und Hege in diesem Jagdrevier bereits seit drei Generationen. Stefans Fazit nach mehr als 35 Jahren Jagd: „Du kannst noch so viel Füttern und/oder aussetzen, es nützt nichts. Wenn du keine Zeit hast, in einem Niederwildrevier Fallenjagd zu betreiben und selber keine Möglichkeiten hast, aktiv das Revier zu gestalten, lass es sein. Es gibt nicht die ‚gute alte Zeit’ und es gilt nicht die Einstellung ‚früher war alles besser’. Man muss heute durch die Veränderungen in der Landwirtschaft sicherlich mehr tun – aber ohne Bejagung des Raubwildes ging es damals kaum und heute erst recht nicht. Es gibt heute nur zu viele Niederwildreviere mit Jägern, die nicht mehr genug Zeit zur kompletten Bejagung ihres Reviers haben. Das ist ein modernes Problem der Jagd! Viele Jäger sind doch seltene Gäste in ihrem eigenen Niederwildrevier…“.

 

Während Stefan wieder aus seinen Wagen aussteigt, um auf der Rückseite eines Hegebusches eine Kastenfalle zu überprüfen, denke ich über das Gesagte nach. Hat er recht mit dem, was er sagt? Haben wir wirklich in der Fläche – d.h. die Mehrzahl der Jägerinnen und Jäger zu wenig Zeit für unsere Reviere, zu wenig Bindung, zu wenig Präsenz? Das wäre sicherlich eine Leserdiskussion wert! Haben wir zu wenig Zeit für die Jagd? Was meinen Sie?

Stefan kommt sichtlich gutgelaunt zurück, einen Fuchs in der Hand. „So, junger Mann, nun können wir wieder zufrieden zurückfahren. Ich freue mich schon auf morgen und die Jagd“ – Ich mich auch.

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