Das Jagdrevier im Winter – Erfahrungsbericht vom Mondansitz
Es liegen seit einer Woche ein paar Zentimeter Schnee und die Kirrungen sind schon gut belaufen. An zwei Kirrungen habe ich Wildkameras befestigt, die mir verraten, dass meine favorisierte Stelle jeden Tag früher besucht wird. Erst war es 19 Uhr nun ist es schon kurz vor 18 Uhr. In vier Tagen ist Vollmond, also optimale Bedingungen für einen Mondansitz auf Sauen im Schnee!
Kirrungen werden kurz vor Einbruch der Dunkelheit beschickt
Am nächsten Tag schaffe ich es erst kurz vor dem Dunkelwerden die Kirrungen zu beschicken. Ich gehe über den tief durchgefrorenen Wildacker auf die Stelle zu an der schon kaum noch Schnee liegt. Da es in den letzten Tagen nachts um die -20°c war kann ich die gefüllten „Kirrlöcher“ nur noch mit den gefrorenen Erdbrocken bedecken. Drei solcher Kirrlöcher sind auf einer Fläche von ca. 4mx3m verteilt. Die Wilduhr ist umgekippt und am Boden festgefroren. Ich mache sie los, schraube sie auf und gucke auf die Zeit, 17:20 Uhr. Das wäre in 40 Minuten…
Nachdem ich die Kirrlöcher gefüllt und mit den Erdbrocken bedeckt habe fällt mir ein dunkler Brocken auf dem Wintergetreide hinter dem Erlenriegel auf.
Ein Frischling nähert sich
Er ist ein ganzes Stück weit weg und gutes Licht ist auch nicht mehr, aber ich bin mir sicher, dass es eine einzelne Sau ist. Und tatsächlich sie zieht auf mich zu. Es scheint ein Frischling von vielleicht 25kg zu sein. Er läuft in einem Bogen auf mich zu in Richtung Kirrung. Etwas verdutzt stehe ich mit meinem Kirreimer in der Hand neben den Kirrlöchern. Instinktiv gehe ich in die Hocke. Er kommt näher ran. Jetzt trennen uns etwa 40m. Schon bereue ich es nicht die Waffe nicht mitgenommen zu haben, denn der Frischling sieht ganz schön abgekommen aus. Nun zieht er in meinem Wind, reckt das Haupt und flüchtet auch schon in Richtung Erlenbruch.
Von der Kanzel ist die Kirrung gut zu überblicken
Schnell ins Auto und ab nach Hause. Die dicken Ansitzsachen rausgesucht, denn das Thermometer zeigt jetzt schon -17°c. Dick eingepackt mache ich mich auf den Weg zu der offenen Kanzel in dem Erlenriegel, von der aus man die Kirrung und den angrenzenden Acker gut überblicken kann. Der Wind ist nicht ganz optimal als ich ankomme, aber er ist sowieso nicht stetig und kreuselt. Kaum eine Stunde nach dem ersten Versuch des Frischlings an die Kirrung zu kommen sitze ich also und warte auf ihn. Der Mond ist nie ganz frei zu sehen und meistens hängen dicke Wolken davor.
Doch gegen 19:20 Uhr sehe ich wieder diesen kleinen, schwarzen Klumpen auf dem Acker, der zielstrebig auf die Kirrung zu zieht. Nun bin ich bereit! Er zieht durch den Erlenriegel in Richtung Mais. Doch 60m vor der Kirrung fängt er meine 30.06 und bleibt auf der Stelle liegen.
Bei dem Frischling angekommen sehe ich erst wie sehr er abgekommen ist. Anscheinend war die Kirrung seine einzige Nahrungsquelle. Ich ziehe ihn zum Auto und saue mich in der Dunkelheit mit Schweiß ein, welcher sofort auf meiner Hose gefriert und erst durch die Heizung im Auto wieder taut. Am nächsten Tag bei Licht wird zusammen mit dem Wildschlachter beschlossen das Stück zu verwerfen.
Mehr zur Ausrüstung für den Mondansitz findet ihr HIER.
Text: Julia Kauer, Eike Mross
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