Das Jagdrevier im September – Als Jungjäger bei der Hirschbrunft
Im September erwartet den Hochwildjäger ein Spektakel der Extraklasse. Die Rotwildbrunft! Keinem Naturschauspiel wird in der grünen Zunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt als ihr. Alle Jäger fiebern ihr entgegen. Hat man das Glück in einem Revier zu jagen, in dem zur Brunft auf den reifen Hirsch gewaidwerkt wird, so steht vor dem Erfolg die Planung und Vorbereitung. Obgleich die Hirsche im Rausch der Hormone stehen und kaum Augen für was anderes als das Kahlwild haben, muss man sein Augenmerk auf das vorsichtige Kahlwild legen. Als Jungjäger hatte ich das Privileg in einem sehr guten Rotwildrevier bei einer Brunftjagd dabei sein zu können.
Sorfältige Planung der Hirschbrunft
Doch bevor man in ein Hirschfieber verfällt, muss vorausschauend geplant werden. So wurden 6-4 Wochen vor dem Anfang der Brunft die Pirschwege auf Vordermann gebracht, Sitze verblendet und repariert sowie Kanzeln und Leitern kontrolliert und optimiert.
Endlich kam der September und so auch die kalten Nächte. Das war der Startschuss für uns. Ich saß draußen zum Hischebestätigen und zum Verhören. Dieses Jahr sollte der Sohn des Pächters den Einserhirsch erlegen. Mehrfach wurde er bestätigt und hielt sich zusammen mit seinem ca. 50 Kopf starken Brunftrudel immer wieder im Revier auf.
Vier Ansitze hintereinander waren erfolglos verlaufen. Oft war der Hirsch zu hören, aber erst nach Büchsenlicht in Anblick gekommen. Schwächere Beihirsche waren zwar einige vorbeigekommen aber es sollte dem reifen gelten. Ich selbst hatte ihn leider noch nicht sehen können und so saß ich schon lange vor Sonnenaufgang auf einem kleinen Schirm an der Reviergrenze und konnte erst mal nur dem Brunftgeschehen lauschen. Es meldeten mindestens zwei Hirsche. Einer relativ nah vom Nachbarn rüber und einer etwas weiter weg aus unserem Revier. Die Septembermorgende haben ihre besonderen Reiz da sie ein Spiel aus Licht und Nebel sind. Tau lag auf den Kiefern und der hohen Rasenschmiele, als endlich die Sonne durchbrach und eine magische Stimmung erzeugte. Die vielen Spinnennetze waren das i-Tüpfelchen des Septembermorgen. Fehlte nur noch der Hirsch. Drei Stück Kahlwild zogen vor mir über die Schneise.
Ein Hirsch erscheint
Aber von dem alten Hirsch keine Spur. Langsam wurde es heller und ich überlegte mir schon in einer halben Stunde abzubaumen, als ich rechts von mir in der Naturverjüngung eine Bewegung wahrnahm. Dort stand der Hirsch. Er dampfte und schien etwas außer Atem zu sein. Wie versteinert starrte ich auf ihn und wagte nicht mich zu rühren. Nach einem kurzen Verschnaufen zog der Hirsch weiter durch die Verjüngung, über die Schneise vor mir und in Richtung Suhle. Als er außer Sicht war, war es als platze eine Seifenblase. Ich holte schnell mein Handy raus, um den Sohn des Pächters mitzuteilen, in welche Richtung der Hirsch zog, damit er ihn eventuell den Weg abschneiden könnte. Doch hatte ich keinen Empfang. Erst am Auto hatte ich zwei Balken und schickte die SMS los. Sie kam natürlich zu spät.
Am Abend wollte es der Sohn auf dem Sitz versuchen, auf dem ich den Hirsch gesehen hatte, in der Hoffnung er würde wieder dort vorbeiziehen. Und so kam der Abendansitz. Rechtzeitig bezog er den Schirm an der Grenze. Ich konnte leider nicht mit raus saß aber gespannt wie eine Feder auf meinem Handy und erwartete die Nachricht. Trotz Daumendrücken kam die Nachricht schneller als gedacht. Schon nach 30 Minuten kam ihm der Hirsch in aller Ruhe auf 50m über die Schneise gezogen und verhoffte sogar kurz, sodass eine sichere Kugel angebracht werden konnte. Ich machte mich sofort auf zum Bergen. Das Aufbrechen und anschließende Tottrinken fand an der Jagdhütte statt. Vor dem großen Hirschstein lag der Recke auf Eichenlaub gebettet, als er verblasen wurde. Ein sehr würdiges Ende für den alten Platzhirsch.
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