Erste Hilfe beim Jagdhund – Herausforderungen der Natur

Erste Hilfe beim Jagdhund – Herausforderungen der Natur

Jagdhundeführer sollten sich bewusst sein, wie sie Erste Hilfe leisten können, wenn ihre treuen Begleiter auf der Jagd unerwarteten Gefahren ausgesetzt sind. Auch, dass die tierärztliche Betreuung nicht durch Notfall- und Erstversorgung ersetzt wird.

Wichtiges Vorab:

In einer Notfallsituation ist es zunächst wichtig, die Gefahren für sowohl Helfer als auch den Hund einzuschätzen. Es ist wichtig zu beachten, dass Hunde in Situationen mit Schmerzen und/oder starkem Stress möglicherweise eine erhöhte Tendenz zum Beißen aufweisen können. Die Fähigkeit, einen klaren Überblick zu behalten, sowie das Bewahren von Ruhe bilden eine entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Bewältigung von Notfallsituationen.

Um Vergleichswerte zu haben, sollten Sie alle Parameter Ihres Hundes kennen. Messen Sie Puls und Atmung zuhause an Ihrem gesunden Hund. Die normale Temperatur eines Hundes beträgt 37,5-39 Grad. Von Fieber spricht man beim Hund ab 39,5 Grad.

Erste-Hilfe-Ausrüstung für den Jagdhund:

Um erste Hilfe leisten zu können, ist es wichtig, gut ausgestattet zu sein. Hier findest du einige Vorschläge welche dir helfen, für den Notfall bereit zu sein:

  • Verbandsmaterial:
    • Sterile Kompressen
    • Mullbinden
    • Selbsthaftende Bandagen und selbstklebende Binden
    • Elastische Binden
    • Pflaster und Wundverbände
    • Watte zum Polstern
    • Klebeband
  • Instrumente:
    • Desinfektionsmittel (Betadine)
    • Pinzetten (zum Entfernen von Fremdkörpern)
    • Arterienklemme
    • Schere
    • Einweghandschuhe
    • Einmal-Hautklammergerät
  • Zusätzliche Hilfsmittel:
    • Wasserflasche und Trinknapf
    • Sterile Augenspülung
    • Zeckenzange
    • Notfalldecke
    • Leine und Halsband
    • Notfalltropfen wie zum Beispiel Bachblüten
    • Handschuhe
    • Erste-Hilfe-Handbuch für Hunde

Welche Notfälle können auf uns Jagdhundeführer oder allgemein Hundeführer zukommen?

Überanstrengung und Erschöpfung:

Jagdhunde sind für intensive körperliche Aktivität ausgelegt, aber selbst die besten Athleten können an ihre Grenzen kommen. Überanstrengung und Erschöpfung können auftreten, besonders bei Hitze oder intensivem Training. Bei Anzeichen von Erschöpfung wie übermäßigem Hecheln, Schwäche oder Gleichgewichtsproblemen ist es wichtig, den Hund zu pausieren, Wasser zu geben und ihn ausruhen zu lassen.

Unterzuckerung:

Längere Jagdausflüge können den Blutzuckerspiegel eines Hundes beeinflussen, insbesondere wenn er nicht ausreichend gefüttert wurde. Tragen Sie immer Snacks oder Hundeleckerlis mit sich und geben Sie Ihrem Hund regelmäßig kleine Portionen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Symptome wie Zittern, Schwäche oder Desorientierung sollten sofort behandelt werden.

Schnitt- und Risswunden:

Schnittwunden bei Jagdhunden können während der Jagdaktivitäten durch scharfe Gegenstände oder bei Begegnungen mit Wildtieren auftreten. Eine schnelle und angemessene Erste Hilfe ist entscheidend, um eine Infektion zu verhindern und die Heilung zu fördern. Sofortige Reinigung der Wunde mit einer milden antiseptischen Lösung und das Anlegen eines sauberen Verbandes sind entscheidend. Schwere Verletzungen erfordern tierärztliche Hilfe.

Knochenbrüche und Bänderrisse:

Unebenes Gelände und intensive Aktivitäten können zu Verletzungen wie Knochenbrüchen oder Bänderrissen führen. Im Falle einer Verletzung ist es wichtig, den Hund ruhig zu halten und vorsichtig zu transportieren.
Eine stabile Unterstützung, wie eine improvisierte Schiene aus einem Brett oder einem stabilen Gegenstand, kann hilfreich sein. Sofortige tierärztliche Versorgung ist unerlässlich.

Schlangenbisse:

In einigen Regionen können Schlangen eine Bedrohung für Jagdhunde darstellen. Wenn Ihr Hund von einer Schlange gebissen wurde, ist es wichtig, so schnell wie möglich tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vermeiden Sie das Ausschneiden oder Absaugen von Gift, da dies zu zusätzlichen Verletzungen führen kann.
Halten Sie den Hund ruhig und versuchen Sie, ihn zu tragen, um die Ausbreitung des Giftes zu verlangsamen.

Was ist die ABC-Reanimation? 

Die ABC-Reanimation beim Hund bezieht sich auf lebensrettende Maßnahmen, die ergriffen werden können, wenn ein Hund nicht atmet oder sein Herz nicht schlägt. Es ist wichtig zu beachten, dass die tierärztliche Versorgung in Notfällen immer vorrangig ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass die ABC-Reanimation beim Hund spezielle Schulungen erfordert, und Sie sollten sich im Idealfall mit den Grundlagen der Ersten Hilfe für Hunde vertraut machen, bevor Sie versuchen, solche Maßnahmen durchzuführen. Im Falle eines Notfalls ist es jedoch entscheidend, schnell zu handeln und so bald wie möglich professionelle tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Schritte bei Verletzungen:

  • Wunden und Schnitte:
    • Reinigen Sie wenn möglich die Wunde vorsichtig mit einer milden antiseptischen Lösung oder Wasser.
    • Tragen Sie eine sterile Kompresse oder einen Verband auf und fixieren Sie ihn mit einer selbsthaftenden Bandage.
    • Bei tieferen oder größeren Wunden: Blutende Gliedmaßen abbinden und Druckverband anlegen. Suchen Sie sofort tierärztliche Hilfe auf.
  • Verletzungen von wehrhaftem Wild (z.Bsp. Schwarzwild)
    • Bei einer offenen Brustkorbverletzung machen Sie diese dicht. Zum Beispiel mit einem Sack, elastischen Binden und Klebeband. Legen Sie den Hund auf die Seite. 
    • Bei einer offenen Bauchverletzung decken Sie die Wunde ab. Sollte der Bauchinhalt ausgetreten sein, schieben Sie ihn nicht zurück, sondern decken ihn mit einem feuchten Tuch ab. 
    • Bei einer Halsverletzung und/oder Gefahr auf eine Verletzung der Halsschlagader, stoppen Sie umgehend die Blutung(Arterienklemme, Hand-/Fingerdruck).
    • Suchen Sie umgehend den Tierarzt auf! 
  • Insektenstiche und Bisse:
    • Entfernen Sie vorsichtig den Stachel oder das Zeckengebiss, falls vorhanden.
    • Kühlen Sie die betroffene Stelle mit einem feuchten Tuch.
    • Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion oder starken Schwellungen suchen Sie sofort professionelle Hilfe.
    • Bei Bissen suchen Sie nach dem Gegenbiss. Bisswunden dürfen nicht verschlossen werden, da sonst die Gefahr einer Infektion steigt
  • Verstauchungen und Brüche:
    • Beruhigen Sie den Hund und vermeiden Sie, dass er sich bewegt.
    • Immobilisieren Sie die verletzte Extremität vorsichtig mit einem Verband oder einer stabilen Unterstützung.
    • Offene Brüche abdecken und Überwachen Sie kontinuierlich die Blutung
    • Bringen Sie Ihren Hund zum Tierarzt. 
  • Vergiftungen:
    • Verhindern Sie, dass der Hund weiterhin mit der giftigen Substanz in Kontakt kommt.
    • Rufen Sie sofort den Tierarzt an und folgen Sie den Anweisungen.
    • Halten Sie alle Informationen zu möglichen Giftquellen bereit.

Transport zum Tierarzt

Es ist entscheidend, bei der Erstversorgung eines verletzten Hundes einige wichtige Punkte zu beachten, um sein Wohlbefinden zu fördern und weitere Verletzungen zu verhindern:

  • Lagerung des Hundes: Vermeiden Sie es, den Hund auf der verletzten Seite zu lagern, es sei denn, es handelt sich um eine Brustverletzung. Dies minimiert das Risiko weiterer Belastungen auf die betroffene Region.
  • Verletzte Körperteile: Berühren oder bewegen Sie verletzte Körperteile des Hundes nicht. Dies kann zusätzliche Schmerzen und Schäden verursachen. Lassen Sie den Hund in der Position, in der er sich befindet, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
  • Seitenlage für schwer verletzte und bewusstlose Hunde: Bei schweren Verletzungen oder Bewusstlosigkeit ist die Seitenlage oft die beste Option, um die Atemwege freizuhalten. Sichern Sie den Hund für den Transport, indem Sie ihn auf die Seite legen und ihn dabei so wenig wie möglich bewegen.
  • Warmhalten während des Transports: Decken Sie den Hund mit einer Decke, einem Tuch oder einer Jacke ab, um sicherzustellen, dass er während des Transports warm bleibt. Dies ist besonders wichtig, um einem möglichen Schockzustand entgegenzuwirken.
  • Beruhigung des Hundes: Sprechen Sie beruhigend auf den Hund ein, um ihn zu entspannen. Eine ruhige Stimme kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren und dem Hund Sicherheit zu vermitteln. Die Ruhe des Hundes ist in dieser Situation von größter Bedeutung.

Die Beachtung dieser Richtlinien unterstützt die Erstversorgung und den sicheren Transport eines verletzten Hundes zum Tierarzt. Im Zweifelsfall ist es jedoch immer ratsam, professionelle Hilfe von einem Tierarzt oder Tierrettungsdienst in Anspruch zu nehmen.

Vorbeugung ist der beste Schutz:

Eine gründliche Planung und Vorbereitung können viele der potenziellen Gefahren minimieren. Verhindern Sie Überanstrengung, indem Sie die körperliche Fitness Ihres Hundes fördern und durch Training die Ausdauer Ihres Hundes festigen. Achten Sie auf Anzeichen von Müdigkeit und passen Sie die Aktivitäten entsprechend an.

Die Natur bietet reichlich Gelegenheit für Abenteuer, aber auch für unvorhersehbare Herausforderungen. Die Kenntnis von Erster Hilfe für Jagdhunde ist unerlässlich, um im Ernstfall angemessen reagieren zu können. Ein aufmerksamer Blick, präventive Maßnahmen und die Fähigkeit zur schnellen Hilfeleistung können dazu beitragen, dass unsere vierbeinigen Gefährten sicher und gesund ihre Jagdausflüge genießen können.

  • Überprüfen Sie regelmäßig das Fell und die Pfoten des Hundes auf Zecken, Dornen oder Fremdkörper.
  • Verwenden Sie schützende Ausrüstung wie Jagdwesten für Hunde, um Verletzungen durch Gestrüpp oder auch Schwarzwild und andere Wildtiere zu minimieren.
  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Hund ausreichend Wasser hat, besonders an warmen Tagen. Achten Sie darauf, dass er nicht überhitzt, und vermeiden Sie übermäßige Anstrengungen.
  • Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Hunde, um grundlegende Fertigkeiten zu erlernen. Kenntnisse in Wiederbelebung können lebensrettend sein.
  • Halten Sie wichtige Notrufnummern, einschließlich der Ihres Tierarztes und einer Tierklinik in der Nähe, griffbereit.

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