Frühjahrsputz im Revier – Part I
Es gibt eine Zeit im Jagdjahr, wo man sich mit den Jagdaufsehern und Begehungsscheininhabern zusammensetzt und über das vergangene Jagdjahr Resümee ziehen sollte. Was hat gut funktioniert? Was weniger gut? Was sagt die Jagdkasse? Wie hoch war der Wildschaden in diesem Jahr? Dies sind alles Punkte die besprochen werden sollten um eine möglichst genaue Planung für das neue Jagdjahr vornehmen zu können. Genau in dieser Zeit befinden wir uns gerade. Ohnehin gilt das Frühjahr als beste Zeit, um eine strategische Planung für das neue Jagdjahr vorzunehmen sowie eventuelle Winterschäden im Revier zu erfassen und zu beheben. Die meisten unserer Wildarten haben sowieso Schonzeit und Wildschaden gibt es auch noch keinen zu verhüten, also eine entspannte Zeit im Revier.
Problemzonen im Revier beseitigen
So setzten auch wir uns als Jagdgemeinschaft – bestehend aus 3 Jägern – zusammen und besprachen die oben genannten Punkte in gemütlicher Atmosphäre. Für uns neigt sich ein sehr interessantes Jagdjahr mit vielen Veränderungen und Tätigkeiten innerhalb des Reviers dem Ende. Im April letzten Jahres fand ein Pächterwechsel statt und ein neuer junger, hoch motivierter Pächter betrat die Bühne. Sofort stimmte die Chemie mit uns zu 100% überein und wir schmiedeten große Pläne für das Jagdjahr 2018. Die ersten Revierfahrten offenbarten direkt unsere Problemzonen, wir besaßen viel zu viele Reviereinrichtungen von denen die meisten hoch baufällig und ein Teil sogar nur noch zum abreissen war. Die Jahre zuvor hatten wir das zeitlich nicht geschafft, da wir zu zweit eine Fläche von über 1000 Hektar bewirtschaften mussten und dazu noch beruflich und schulisch stark eingebunden waren. Das nächste Problem war, dass wir eine sehr hohe Wilddichte vorzuweisen haben, aber zu wenig Wildäsungsflächen und somit, gerade das Rotwild, erhebliche Verbissschäden verursachte. Dies sollte nun der Vergangenheit angehören. Das alles auf einer Fläche von 1200 Hektar innerhalb eines Jahres in den Griff zu bekommen, ist ein ehrgeiziges, aber keinesfalls unmögliches Vorhaben, was aber eine sehr gute taktische Planung erfordert. Um diese so gut wie möglich zu erreichen, nutzten wir das Wild und Hund Revierwelt-Programm, wo wir unser Jagdgebiet einrichteten und mit Hilfe von GPS-Daten noch besser verwalten können, ohne dafür jeden Tag ins Revier fahren zu müssen. Als erstes haben wir alle Hotspots markiert und überprüft ob eine Reviereinrichtung vorhanden und diese auch noch zu gebrauchen ist. Wenn das nicht der Fall war, wurde diese Stelle erfasst und unter „neue Reviereinrichtung erstellen“ gespeichert. In dieser Form kämpften wir uns durch die über 40 vorhanden Einrichtungen und reduzierten diese auf etwa 20, was meines Erachtens mehr als genug sind. Und diesbezüglich gibt uns der Jagderfolg auch recht.
Wildäsungsflächen schaffen
Anschließend kümmerten wir uns um die Problematik „Wildäsungsflächen“, hierfür hielten wir Ausschau nach geeigneten Standorten für Wildäcker, Wildwiesen und eventuell Wühläckern. Als mehrere vorgeschlagen und gemeinschaftlich die – unserer Meinung nach – günstigsten Orte ausgewählt wurden, ging es in die Verhandlung mit dem örtlichen Landwirt, welche sehr schnell und unproblematisch vonstatten ging, da sich dieser – zu unserer Freude – als Jagdfreund outete. Von den sechs Wildäckern wurden fünf mit Winterfutterraps und eines mit Mais besäht, letzteres ist leider nicht sonderlich gut geworden, was aber dem nährstoffarmen Sandboden in unserer Region geschuldet ist. Die Sauen haben es trotzdem regelmäßig aufgesucht, was für uns das Wichtigste ist und somit doch ein Erfolg darstellt. Die Winterfutterraps-Äcker waren sowohl optisch als auch praktisch ein voller Erfolg, das Wild äste teilweise sogar tagsüber auf den Äckern und Rotwildrudel ab 20 Stücken aufwärts waren keine Seltenheit mehr. Aber nicht nur Reh- und Rotwild suchten ständig die Äcker auf, auch das Schwarzwild äste mit Vorliebe das saftige Grün. Wir bestückten jeden Wildacker mit einer Wildkamera und haben so fantastische Einblicke in die Verhaltensweisen von unserem Wild bekommen, was uns auch in puncto Bejagung ein ganzes Stück voran brachte.
In Part II von „Frühjahrsputz im Revier“ berichte ich darüber, wie wir unsere Revierfahrten und Kirrungen optimiert haben.
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