Hege und Jagd im Juli
Sommerzeit – tote Zeit. Dass es nicht unbedingt so in unseren heimischen Revieren ist, wollen wir Ihnen bei unserem gemeinsamen Reviergang zeigen.
Hitze
Hitze nichts als Hitze und das fast schon seit 2 Wochen. Man hat das Gefühl, dass sich das Thermometer bei 35 Grad festgesaugt hat und sich nur noch wenige Millimeter nach oben oder unten bewegt. Auch die Nächte bringen schon lange keine wirkliche Abkühlung mehr. Ein trockener Wind weht über die Felder und scheint die letzten Reste der Feuchtigkeit mit seinem heißen Atem zu verschlingen. Die Landwirte freut es – gerade richtig zur Raps- und Getreideernte. Die großen Mähdrescher fahren eintönig Reihe für Reihe das gelbe Gold ein und ziehen dichte Staubfahnen hinter sich her. Für uns Jäger ist das nichts. Das Wild liegt fast wie tot im Einstand, zieht bestenfalls zur späten Nachtstunde und bleibt für uns unsichtbar. Für den Rehbock ist es noch etwas zu früh für seine Liebesspiele und seine wilden Annäherungsversuche an das andere Geschlecht. Die Ricken scheinen dabei fast teilnahmslos den Aufdringlichkeiten der Böcke zu entfliehen. Und doch vergessen Sie nicht, immer wieder seine Liebe auf das Neue durch ein sehnsüchtiges Fiepen zu entfachen. So kreisen unsere Gedanken als wir den staubigen Feldweg entlang pirschen. Wenn es doch schon 3 Wochen später wäre und wir mit unserem Blatter dem Rehbock nachstellen könnten.
Ein jähes Ende
Voller Gedanken haben wir fast übersehen, dass sich am Horizont eine dunkle, bedrohliche Wolkenwand auftürmt. Auch das Auffrischen des Windes hätten wir beinahe nicht wahrgenommen. Da wird doch nicht ein Gewitter kommen und den Jäger und das Wild aus seiner Lethargie reißen wollen?
Bekanntlich sind Gewitter gefährlich und schon manches Unglück ist geschehen. Wir beschleunigen unsere Schritte und erreichen gerade noch trockenen Fußes unser Auto. Dort ist in diesem Moment der sicherste Ort im Revier, solange es nicht im Wald steht. Schwere große Tropfen prasseln auf das Auto und immer wieder zucken Blitze über den Himmel, gefolgt vom bedrohlichen Donnergrollen. Man könnte meinen die Windböen wollen unser Auto packen und mit Leichtigkeit fortwirbeln. So schnell wie das Gewitter gekommen ist, so schnell ist es auch schon wieder vorbei und in der Ferne spitzen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke.
Nach dem Gewitter – Das Leben erwacht
Da hält uns nichts mehr im Auto, weiß doch jeder Jäger, dass nach Regen das Leben neu erwacht. Und tatsächlich, dort wo vorher Stille und das Revier wie tot war, ist plötzlich überall Leben. Am Waldrand taucht eine Ricke mit Ihren beiden Kitzen auf, die sich mit übermütigen Bocksprüngen das Wasser aus der Decke schütteln. Auch Meister Reinecke verläßt vertraut seine sichere Deckung und ist eifrig mit Mäusefang im Stoppelacker beschäftigt. Am Wegrand nehmen wir an den Brennnesseln plötzlich ein schwarzes Heer stachliger Ritter wahr, die wir vorher gar nicht beachtet hatten. Es sind die Raupen des kleinen Fuchses und des Tagpfauenauges, die an dieser nicht nur für die Natur, sondern auch für uns Menschen so wertvollen Heilpflanze fressen.
In der Schwarzdornhecke fliegt ein Neuntöter Männchen auf, welches durch seine schwarze Augenbinde seine „verbrecherische“ Lebensweise zeigt. Der gruselige Namen deutet auf das besondere Verhalten dieser bei uns selten gewordenen Vogelart hin. Er spießt Insekten bevorzugt auf Schwarzdornstacheln auf und legt so Nahrungsvorräte an.
Aufmerksam pirschen wir zur alten Kiesgrube. Hier gibt es viele verschiedene Kräuter, die unser Reh so gerne äst. Tatsächlich sehen wir auch schon 2 rote Flecken in der hüfthohen Vegetation durchschimmern und unser Fernglas zeigt einen Bock mit einem Schmalreh.
Wichtige Hegearbeit mit der Falle
Wir sehen noch nach der Betonrohrfalle, die am Rande der Kiesgrube steht und uns schon so manchen roten Freibeuter brachte. Jetzt wo es abgekühlt ist, werden wir uns in den nächsten Tagen den Vorbereitungen der Fallenjagd widmen. Da gibt es noch Vieles bis zum Start der Fangsaison am 1. August zu erledigen. Fallensteige freimähen, die Funktion der Fallen überprüfen, mit dem Beködern beginnen und die Betonrohrfallen mit einer dicken Schicht Pferdemist bedecken. Dieser intensiven Geruchswelt kann der Fuchs und auch anderes Raubwild kaum widerstehen. Eine wichtige, unverzichtbare Hegeaufgabe im Niederwildrevier zur Unterstützung unserer Hasen, Fasane und Rebhühner. Aber auch Kiebitz und Co profitieren von dieser Hilfestellung.
Arbeit für den Hund
Am nächsten Morgen um kurz vor 6 klingelt unser Handy und reißt uns aus dem Schlaf. Einer unserer Jagdgäste ist am anderen Ende und mit aufgeregter Stimme erzählt er, dass er beim Morgenansitz an der frisch gemähten Wiese einen einzelnen Überläuferkeiler beschossen hat. Dieser nutzte die Feuchtigkeit, um seinen Speisezettel mit den Wurzeln der wilden Möhre und dem einen oder anderen Mäusenest zu bereichern. Auf den Schuss sei die Sau in wilder Flucht im nahen Wald verschwunden. Als ob er Gedankenlesen könnte sitzt unser Hund schon am Bett und seine Rute klopft leise auf den Boden. Lächelnd streicheln wir über den Kopf unseres treuen Wegbegleiters und flüstern: „Ja es gibt Arbeit“. Schnell sind die Sachen gepackt und wir haben unsere Sauenschutzhose angezogen. Man kann nie vorsichtig genug bei unserem wehrhaften Wild sein. Ausserdem bietet die Hose und Jacke uns Schutz vor den Dornen. Der Schweißriemen, die Halsung, unser Nachsuchenrepetierer und die Munition liegen bereits im Auto. Der Hund beobachtet aufmerksam jeden unserer Handgriffe aus seiner Hundebox.
Am Anschuss
Wenig später treffen wir bei dem Schützen ein, der uns an den Anschuss einweist. Ein paar Borsten und wenig Schweiß zeigen uns die richtige Stelle und im feuchten Boden sehen wir die Eingriffe der flüchtenden Sau. Wir ziehen unserem Hund die Schutzweste an und stecken den GPS Sender in die vorgesehene Tasche. Am langen Riemen führen wir ihn an die Anschussstelle und lassen ihm die nötige Zeit, sich auf die kommende Arbeit einzustellen. Langsam strafft sich die Leine und mit tiefer Nase folgt der Hund der Wundfährte. Am Waldrand verweist unser vierbeiniger Helfer etwas Schweiß, welcher an den Büschen abgestreift wurde. Mit einem Stück Markierungsband kennzeichnen wir die Stelle, falls wir nochmal hierher zurück müssen um den Hund neu anzusetzen.
Am Stück
Bereits gute 200m sind wir unterwegs und es lässt sich nur vereinzelt Schweiß finden. Da hebt unser Rüde den Kopf und windet intensiv in den Brombeerverhau vor uns. Sollte sich da die Sau gesteckt haben? Leise ermuntern wir den Hund weiter der Fährte zu folgen und nach weiteren 50m erschlafft der Schweißriemen. Wie wir auf allen Vieren krabbelnd dem Hund folgen, kommen wir zu dem bereits lange verendeten Überläufer. Wie so oft hat ein Stück Feist den Auschuss verschlossen. Dies war der Grund für den wenigen Schweiß, trotz des guten Treffersitzes. Glücklich liebeln wir unseren Hund ab, der knurrend die Sau an den Tellern gepackt hat. Mit ein paar Leckerlis aus unserer Tasche, lässt er sich von seiner Beute trennen und umspringt uns freudig, als wir die Sau mit den Bergegurten auf die Wiese ziehen. Wiedermal zeigte sich, wie wichtig unsere Jagdhelfer im praktischen Jagdbetrieb sind und eine schöne Episode aus der jahrtausendelangen Zusammenarbeit von Mensch und Hund findet seinen Abschluss.
Verdiente Belohnung
Nachdem es nach dem gemeinsamen Versorgen der Sau schon kurz vor Mittag ist, lädt uns der Erleger noch zu einem Mittagessen zu sich nach Hause ein. Wir lassen uns die Rehkeule mit den ersten Pfifferlingen der Saison schmecken und fachsimpeln über unser gemeinsames Erlebnis.
1 Kommentare
Sehr gut Geschrieben . Auf diesem Weg erinnert zu werden was man ja eh noch braucht , motiviert mich dann auch zu einer direkten Bestellung .
Hallo Herr Schmiedeberg,
vielen Dank für Ihre lobenden Worte und über Ihre Bestellung freuen wir uns besonders.
Viele Grüße und Waidmansheil
Ihr Jagd1-Team