Hege und Jagd im Juni

Hege und Jagd im Juni

Der Juni hält neben vielen jagdlichen Freuden auch interessante Beobachtungen im Revier bereit. Deshalb laden wir Sie ein, uns auf einen Revierspaziergang im Monat Juni, dessen Namensgeberin übrigens die römische Göttermutter Juno war, zu begleiten.

Sommernächte sind kurz

Aktuell werden die Tage bis zur Sommersonnwende immer länger und das heißt für uns, immer früher für den Morgenansitz aufzustehen. Dafür wird es abends immer später dunkler. Aber Sommernächte sind nun mal für den Jäger kurz. Daher weckt uns bereits um 3 Uhr morgens das schrille Scheppern unseres alten Weckers in der Jagdhütte. Kein neumodischer Ton wie von einem elektronischen Wecker oder einem Smartphone bohrt sich in unser jagdliches Gewissen und zwingt uns für den Rehansitz aufzustehen. Anfangs noch etwas unwillig, erledigt den Rest der Weckarbeit unser Hund, der freudig wedelnd vor dem Bett sitzt und uns mit seiner feuchten Schnauze anstupst. Kurze Zeit später treten wir vor die Hütte in die dunkle, kühle Morgenluft. Als erstes kommt unser Windprüfer zum Einsatz. Hmmmm Südostwind – da wäre doch mal die kleine Waldwiese einen Versuch wert. Dort könnte es klappen, zumal wir vorgestern in der Nähe noch eine frische Plätzstelle gefunden haben. Der Plan ist gefasst und dem Verursacher wollen wir einen Besuch abstatten. Schnell ist unser Zauberzeug gerichtet und mit dem Hund an der Leine beginnen wir unseren Pirschgang in die Dunkelheit.

Der Totenvogel

Auf halbem Weg hören wir plötzlich den Waldkauz mit seinem typischen Ruf, den wohl jeder aus den Horrorfilmen kennt. Wie oft hat er uns schon am Ansitz mit seinem leisen „Kuwitt Kuwitt“ erschreckt, was ähnlich wie ein „Komm mit, Komm mit“ klingt. Daher auch der Name Totenvogel, weil man früher glaubte, dass unser häufigster Nachtgreif durch seinen Ruf die Menschen ins Totenreich abruft. Obwohl wir uns sicher sind, dass es nicht so ist, läuft uns doch ein kleiner Schauer über den Rücken. Ein bisschen Abergläubisch sind wir Jäger doch alle, oder?

Der Waldkauz wurde früher oft auch als Totenvogel bezeichnet

Am Ziel angekommen

Wenig später verlangsamen sich unsere Schritte und wir lauschen in die Nacht. Wir sind kurz vor der Waldwiese und vorsichtig nähern wir uns der kleinen Leiter am Wiesenrand. Schnell ist der Hund abgelegt und leise erklimmen wir den Hochsitz. Der Wind passt perfekt und nachdem wir uns eingerichtet haben, kehrt wieder Ruhe ein. Langsam wird es heller und ein leichter Bodennebel liegt über der Wiese. Trotz Fernglas gelingt es uns nicht, das Gemisch aus Nebel und Dämmerung zu durchdringen. Eine halbe Stunde später ist es deutlich heller und auch der Nebel beginnt sich langsam aufzulösen.

Wie hingezaubert, der Bock

Da sehen wir plötzlich am Waldrand den jungen Ahorn, der heftig unrhythmisch wackelt. Ein sicheres Zeichen, dass da ein Rehbock fegt. Tatsächlich erkennen wir im runden Bild unseres Fernglases den bereits vollständig verfärbten Bock. Zwei nicht ganz lauscherhohe Spieße sind seine geringe Bewaffnung, die er zur Schau stellt. Der passt, schießt es uns durch den Kopf. Uns überkommt das Gefühl der Anspannung und eine leichte Nervosität macht sich breit. Schon seltsam, wie schnell sich der Körper des Jägers verändert. Eben noch ein Ruhepuls von 70 Schlägen und jetzt plötzlich weit über 100. Fast schon automatisch greift die Hand zur Waffe und sachte gleitet der Schaft in die Schulter. Lautlos schiebt der Daumen die Sicherung nach vorne. Da taucht der Bock auch schon im Fadenkreuz unserer Optik auf. Er steht perfekt und unsere Sinne sind voll auf den Bock und den kommenden Schuss konzentriert. Der Zeigefinger berührt leicht den Abzug und langsam erhöht sich der Druck auf diesen. Der Schuss bricht und wir sehen den Bock zusammenbrechen. Dort wo er eben noch stand, bewegen sich noch für ein paar Sekunden die Grashalme und dann ist Ruhe.

Nach dem Schuss

Wir laden nach und beobachten weiter die Stelle. Langsam kehrt auch wieder unsere innere Ruhe zurück und wir atmen tief durch.

Nach dem Schuss kehrt wieder Ruhe ein und das Leben pulsiert unverändert weiter

Nach einer halben Stunde Wartezeit treten wir an den schon lange verendeten Bock. Mit dem letzten Bissen und kurzem Innehalten lassen wir das Erlebte nochmals Revue passieren. Das ist altes, seit Jahrhunderten überliefertes Brauchtum. Direkt vor Ort, mit zwei Fleischhaken an den Hinterläufen am Hochsitz aufgehängt, versorgen wir den Bock und kommen mit der Organbeschau auch unseren gesetzlichen Verpflichtungen für die Produktion eines hochwertigen Lebensmittels nach. Passend zum schönen Wetter können wir bald wieder den Grill mit frischen Rehfleisch anwerfen.

Heimliche Untermieter

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Abstecher zu der Kanzel in der Kiesgrube. Ein Jagdgast erzählte uns vor ein paar Tagen, dass sich dort wohl heimliche Untermieter eingenistet haben. Tatsächlich ist dort auf dem Boden ein Vogelnest und die türkisblauen Eier mit den braunen Sprenkeln verraten die Amsel als Hausbesetzer. Um nicht zu stören, räumen wir das Feld und werden wohl die nächsten Wochen auf diesen Hochsitz verzichten müssen. Mitte Juni machen wir nochmal einen kurzen Ausflug zu der Kanzel und tatsächlich sind die Jungen bereits geschlüpft. Das Amselmännchen begleitet uns noch auf dem Rückweg ein ganzes Stück laut zetternd.

Junge Amseln im Nest – Die Kanzel ist erstmal jagdlich Tabu

Unerwarteter Nachwuchs

Während wir den Rehbockschädel auskochen, klingelt unser Handy und einer der Gemeindearbeiter meldet sich. Aufgeregt berichtet er uns, dass sie beim Mähen der Wegränder ein Nest von einem Bodenbrüter gefunden haben und fragt, was sie denn jetzt tun sollen. Wir versprechen sofort zu kommen und vor Ort finden wir eine flache Nestmulde mit 9 olivgrünen, mittelgroßen Eiern. Das typische Bild eines Fasanengeleges. Schnell ist die Entscheidung gefallen, die Eier mitzunehmen. Das Risiko, dass die Henne oder die Eier durch Fressfeinde im frisch gemähten Gras zu Schaden kommen, ist viel zu groß. Daher nehmen wir die Eier vorsichtig auf und legen sie auf Mähgut gebettet in einen Korb. Gut, dass gerade eine unserer Zwerghennen gluckt. Wir werden versuchen ihr die Fasaneneier unterzuschieben. Am gleichen Abend ist es soweit und die Henne setzt sich willig auf die Eier. Jetzt heißt es abwarten. Normalerweise dauert die Fasanenbrut ca. 23 Tage, aber wir wissen ja nicht genau, wie lange das Gelege bereits bebrütet wurde.

Fasanengelege

18 Tage später

Am 18. Bruttag merken wir, dass die Henne sich anders benimmt und aus ihrem dichten Federkleid dringen leise Piepslaute. Sollen etwa am frühen Morgen bereits die ersten Küken geschlüpft sein? Wie zur Bestätigung kommt plötzlich der kleine Kopf eines Fasanenkükens aus dem Federkleid zum Vorschein. Unser Herz macht einen Satz nach oben und wir freuen uns, dass es bis hierher so gut geklappt hat.

Frisch geschlüpftes Fasanenküken

Am nächsten Morgen werfen wir wieder einen Blick in die Brutkiste und sehen die Henne neben dem Nest stehen. Neben ihr wuseln 7 kleine Daunenbällchen umher. Jetzt beginnt die schwierige Zeit der Aufzucht, da kleine Fasanenküken nicht so leicht zu ernähren sind. Sie bekommen als erste Nahrung etwas Kükenfutter und kleingeschnittene Schafgarbenblätter. Kleine Fliegenmaden runden die Mahlzeiten ab. Die Glucke leistet sehr gute Arbeit und lockt die Kleinen zum Hudern immer wieder unter das wärmende Federkleid. Es ist faszinierend, wie schnell sich die jungen Fasane entwickeln. Bereits eine Woche später sind sie mit ihrer Ersatzmutter im kleinen Freilaufgehege unterwegs und sind geschickte Insektenjäger.

In der Auswilderungsvoliere – die Vorbereitung auf das spätere Leben hat begonnen

Ende Juni sind die Kleinen bereits 3 Wochen alt und kommen mit der Glucke in eine kleine Auswilderungsvoliere raus ins Revier. Nach weiteren 2 Wochen wird diese geöffnet und die inzwischen flugfähigen Jungfasane können unter Anleitung der Glucke ihren späteren Lebensraum erkunden.

Die Zwerghuhnglucke mit Ihren Adoptivkindern auf einem ersten Ausflug im Revier

Im Alter von 10 Wochen gelingt es uns, die Zwerghenne wieder einzufangen und unsere jungen Fasane gehen alleine ihre Wege. Bis dahin haben wir nur zwei Jungvögel verloren, was ein sehr gutes Ergebnis ist.


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