Hege und Jagd im Mai
Der 1. Mai. Für viele Jäger einer der magischen Tage im Verlauf des Jagdjahres. Es beginnt im Mai aber nicht nur die Jagd auf den Rehbock und das Schmalreh, sondern es gibt auch vieles im Revier zu sehen und zu tun. Daher wollen wir Sie wieder auf eine kleine Reise ins Revier mitnehmen.
Lang erwartet
4.30 Uhr morgens. Ein leichter Windhauch weht uns ins Gesicht. Perfekt der Wind passt und wir haben uns auf der Peterlkanzel eingerichtet. Unsere Augen versuchen die noch völlige Dunkelheit zu durchdringen und unsere Ohren saugen jedes Geräusch förmlich ein. Bereits gestern Abend haben wir unser Zauberzeug gerichtet und nach einer kurzen schlaflosen Nacht erwarten wir jetzt den Beginn der neuen Rehjagdsaison.
Die geheimnisvolle Stunde
Am Horizont wird ein Lichtstreifen sichtbar, der immer mehr an Dominanz gewinnt und die bald aufgehende Sonne ankündigt. Die grauen Schemen vor uns werden immer deutlicher und immer mehr Strukturen können wir erkennen. Da! Ein leises, kurzes Rauschen. Es wird wohl eine Amsel sein, die nach dem Erwachen ihr Federkleid schüttelt und tatsächlich beginnen die ersten zaghaften Töne des melodischen Gesanges des Männchens. Weitere Minnesänger stimmen ein und bald erklingt ein kunterbuntes Orchester der verschiedensten Vogelarten.
Der Fluch der sich bewegenden Schatten
Ein Rundblick mit dem Fernglas über den Wildacker zeigt uns kein Reh, doch halt, da hinter der Salzlecke, da war doch was. Ja der Schatten beginnt sich zu bewegen, also doch. Plötzlich lächeln wir. Unsere Sinne haben uns einen Streich gespielt und wir versuchten ein „Grasreh“ anzusprechen. Innerlich schimpfen wir mit uns, wir wissen doch, dass da das große Grasbüschel auf der Freifläche steht.
Das Szenario belebt sich
Inzwischen vertreiben uns zwei Hasen die Zeit, in der hinteren Ecke taucht der spitze Fang eines Altfuches auf. Wir hegen aber keine bösen Gedanken, weil der Fuchs gerade im Mutterschutz ist. Weit und breit kein Reh zu sehen, trotzdem genießen wir das Schauspiel der aufgehenden Sonne, auch wenn wir die oberen Knöpfe unserer Jagdjacke noch schließen, weil es zu Sonnenaufgang immer etwas kühler wird.
Und plötzlich…
Wie wir so vor uns hinträumen schreckt uns plötzlich ein Schuß hoch und deutlich hören wir den Kugelschlag. Das war nicht weit weg. Sollte vielleicht unser Jungjäger….? Und tatsächlich leuchet kurz darauf das Display von unserem Handy auf und man spürt förmlich die mit zittrigen Fingern geschriebenen Worte „Bock tot!“. Da macht unser Herz auch einen Satz nach oben und wir schweifen mit den Gedanken zurück in die Vergangenheit. Bilder tauchen auf von unserem ersten Rehbock und wir erleben innerlich die Anspannung vor dem Schuss und die tiefe Freude am ersten erlegten Stück.
Jungjäger im Glück
Zur vereinbarten Zeit verlassen wir den Sitz und auch wenn wir nichts geschossen haben, sind wir zufrieden und erfüllt von den vielen Eindrücken. Wie wir am Platz von unserem Jungjäger ankommen, sehen wir ihn schon mittig auf der Wiese bei seinem Rehbock stehen, den er mit sauberem Schuß an den Platz gebannt hat. Unser Waidmannsheil kommt von vollen Herzen und wir überreichen unserem Jagdgast den Schützenbruch, den er mit zittrigen Händen entgegennimmt. Während er erzählt, streichelt seine Hand immer wieder über das Haupt von seinem Ersten. Wir zaubern zwei Fleischhaken aus dem Rucksack und hängen den Bock zum Aufbrechen mit den Hinterläufen an die Hochsitzleiter. So kann der Erleger nicht nur rückenschonend, sondern vor allem auch hygienisch die rote Arbeit verrichten. Leber, Milz, Lunge, bedenkliche Merkmale – all das will in der Praxis gelernt sein.
Als wir zur Jagdhütte zurückkehren, werden wir schon von den anderen Jagdgästen erwartet und alle freuen sich mit unserem jagdlichen Benjamin über seinen Erfolg. Gemeinsam genießen wir das Frühstück unter freiem Himmel.
Achtung Jungwild
Ein paar Tage später klingelt unser Handy und ein Landwirt aus unserem Dorf informiert uns, dass er in ein paar Tagen die große Wiese im Wald mähen möchte. Aus Erfahrung der letzten Jahre wissen wir, dass dort immer gerne Rehkitze liegen. Wir besprechen die Details und rufen gleich im Anschluß unseren 2. Vorsitzenden der Jägervereinigung an. Unsere Kreisgruppe kaufte vor 2 Jahren eine Drohne mit Wärmebildkamera, unter anderem auch zur Kitzrettung.
Rehkitzsuche
Drei Tage später ist es soweit und wir treffen uns am frühen Morgen, um mit der Drohne die Wiesenfläche abzufliegen. In den kühlen Morgenstunden ist die Temperaturdifferenz zwischen dem Rehkitz und der Umgebungsluft noch ausreichend groß, um möglichst sichere Ergebnisse zu bekommen.
Nach kurzer Zeit…
Es dauert nicht lange und unser Begleiter meldet uns eine Wärmesignatur in der Fläche. Über Funk lotst er uns an die Stelle und tatsächlich finden wir im hohen Gras verborgen ein wenige Tage altes Kitz. Unter Zuhilfenahme eines großen Grasbüschels nehmen wir vorsichtig das Kitz auf und setzen es am Waldrand ab. Trotz akribischem Abfliegen mit der Drohne können wir kein Geschwisterkitz finden und es bleibt auch das Einzige auf der Fläche. Bei anderem Jungwild ist es aufgrund der geringen Größe oft schwieriger diese im Gras zu finden. Daher empfehlen die Jagd- und Bauernverbände seit Jahren, Wiesen von innen nach Aussen zu mähen. Dies ermöglicht es Jungwild immer in Deckung bleibend zu flüchten und die Fläche hoffentlich unbeschadet zu verlassen. Nach Abschluss der Aktion kehren wir zufrieden nach Hause zurück. Es wird sicher nicht der letzte Einsatz in diesem Jahr gewesen sein.
Die kleine Schwester ruft…
Ende Mai haben wir etwas Besonderes vor. Durch unser Revier schlängelt sich ein kleiner Fluß, an dem wir die Möglichkeit haben die kleine Schwester der Jagd, die Angelfischerei auszuüben. Seit ein paar Tagen schlüpfen die Maifliegen und fast den ganzen Tag über ist das Platschen der Forellen zu hören und die zarten Ringe auf der Wasseroberfläche zu sehen, wenn sich die Fische gierig diesen proteinreichen Snack einverleiben. Unser Ziel ist es an diesem etwas schwülen, leicht bedeckten Tag mit der Trockenfliege unser Glück zu versuchen.
Die Jagd auf die Forelle beginnt
Unterhalb des alten Wehres beobachten wir in der Kehrströmung schon seit einiger Zeit eine Forelle, wie sie regelmäßig immer wieder die auf der Wasseroberfläche treibenden Fliegen einsaugt. Wir legen uns eine Strategie zurecht, präsentieren unsere Fliege stromaufwärts und beobachten das künstliche Insekt, wie es langsam Richtung des vermuteten Standorts des Fisches treibt. Da ist es wie verhext. 20 cm neben unserer Fliege steigt der Zielfisch nach einer echten Maifliege, die in einem großen Wasserschwall im gierigen Maul der Forelle verschwindet. Also nochmal ein bis zwei Leerwürfe um das künstliche Insekt zu trocken und wieder eine gute Präsentation knapp vor dem gegenüberliegenden Ufer.
Petri Heil
Plötzlich teilt sich die Wasseroberfläche und ein großes Fischmaul saugt unsere Imitiation ein. Nach einem Wimpernschlag heben wir die Rutenspitze, uns schießt kurz durch den Kopf „Mist zu spät“, aber wir merken Widerstand und spüren wie der Fisch hängt. Jetzt beginnt ein heißer Tanz und der Fisch schießt mit voller Kraft Richtung Hauptströmung. Schnur nehmen, Schnur geben, wechseln sich in schneller Folge ab. Achtung, nur nicht die Spannung verlieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt sich der Fisch geschlagen und wir können ihn sicher Keschern. Wir haben eine über 40 cm große Bachforelle überlistet, der nicht viel zu 2 Pfund fehlt. Diesen Fisch wollen wir mitnehmen und uns heute Abend schmecken lassen. Danach fischen wir noch etwas weiter, aber ausser ein paar kleineren Fischen, will sich kein Passender mehr für unsere Trockenfliege interessieren.
Der reiche Gabentisch der Natur
Auf dem Heimweg finden wir entlang des Weges noch ein paar Wildkräuter, die perfekt zu unserem geplanten Mahl passen. Zum einen die Knoblauchsrauke, die weit verbreitet an Wegrändern im Wald zu finden ist. Wenn man ihre Blätter zerreibt können wir an unseren Fingern einen intensiven Knoblauchgeruch wahrnehmen. Die kleingeschnittenen Blätter geben unserem Wildkräutersalat eine würzige Note. Neben weiteren Kräutern sammeln wir auch noch ein paar Knospen von Löwenzahnblüten. Diese mit etwas Salz in Butter angebraten, ergeben ein herrliches, leicht nussig schmeckendes Toping für unseren Salat. Kurz vor dem Parkplatz fällt uns das zarte Hellgrün der frisch ausgetriebenen Lindenblätter auf. Junge Lindeblätter auf ein Butterbrot gelegt, begleiten unser Essen heute Abend mit dem leicht nussig-würzigen Geschmack optimal. Beim Genuss der Forelle kommt uns immer wieder in den Sinn, wie schön doch der Wonnemonat Mai im Revier ist.
2 Kommentare
DAS IST ERSTE SAHNE
GLÜCKWUNSCH
Sehr geehrter Herr Reichle,
vielen Dank für Ihre lobenden Worte.
Viele Grüße und Waidmannsheil
Ihr Jagd1-Team
Der erste Mai war bei mir auch extrem spannend, obwohl ich keinen Anblick hatte. Ein paar Tage später hat es dann noch mit meinem ersten Maibock geklappt.
Waidmannsheil zum Maibock
Viele Grüße
Das Jagd1-Team