Jagd1-Leser berichtet: Mein Maibock
Der Mai neigt sich dem Ende zu und etwas unzufrieden blicke ich auf den Wonnemonat zurück. Zwar konnte ich gleich am 1. Mai einen Jährling zur Strecke bringen und auch das eine oder andere Schmalreh konnte ich dieses Jahr schon ins Kühlhaus hängen, jedoch kam mir noch kein mehrjähriger Bock so, dass ich ihn erlegen hätte können. Und das wurmte mich.
Nun startete die letzte Maiwoche und bis Mitte Juli herrscht dann Jagdruhe im Revier. „Ich hab nur heute Zeit“ denke ich, als ich etwas betrübt aus dem Fenster schaue, denn es kommt gerade ein Platzregen runter. Ich beschloss für mich „Selbst wenn ein Würbelsturm käme, würde ich raus gehen“ und fuhr ins Revier. Dort angekommen lichteten sich die schwarzen Wolken und sogar die Sonne kam immer mal wieder zum Vorschein. Perfekt.
Ich wollte einen Sitz beziehen der nur über einen kleinen Fußmarsch zu erreichen ist und so pirschte ich durchs regennasse Gras. Eine Ricken äsend am Wegesrand zeigte mir, dass ich mich beeilen muss, denn jetzt nach dem Regen ist das Wild aktiv. Ich bezog die kleine Kanzel auf dem kleinen Wiesenstreifen und richtete mich für den Abendansitz ein. So schön die Ecke auch ist, hat sie mir bisher erst einmal Erfolg gebracht und komischerweise hatte ich so gut wie nie Anblick dort, obwohl dieses Idyll doch jedes Reh anlocken müsste… „aber naja, das muss ja nicht heute so sein“ dachte ich mir.
Und tatsächlich, schon nach einer halben Stunde Ansitz trat auf 120 Meter ein Stück Rehwild aus und auch ohne Glas konnte ich die Krone des guten Bockes erkennen. Der Bock ließ sich Zeit, äste an den Ginsterbüschen und wollte und wollte sich einfach nicht frei stellen. Ich begehrte diesen Bock sehr und in der Vergrößerung des Zielfernrohres konnte ich das prächtige Gehörn begutachten. Mit der Zeit wurde ich nervös, endlich steht mein Maibock vor mir, endlich.
Dann kam Bewegung in den Bock und er zog auf die kleine Freifläche. Das Absehen tanzte auf dem Blatt des ziehenden Bockes und ich musste mich zusammenreißen. Als er dann kurz verhoffte habe ich meine Bockbüchsflinte gestochen und ließ kurz darauf die Kugel aus dem Lauf. Im Knall machte der Bock einen hohen Satz, trat nach vorne aus und ging augenblicklich in tiefer Flucht ab – ganau in die Blaufichtendickung. „Na prima, das wird eine herrliche Suche werden!“
Nach 5 Minuten konnte ich nicht mehr länger sitzen bleiben. Am Anschuss fand ich etwas Schweiß und Wildbretfetzen. „Ich werde doch nicht…“ Am Dickungsrand dann aber etwas Lungenschweiß und mit tiefer Nase (etwas anderes blieb mir auch nicht übrig in dieser stechenden und sehr tief beasteten Stechfichtendickung) saugte ich mich am Boden fest. Nur wenig Schweiß ließ mich schon schlimmstes befürchten doch nach einigen Metern im Nadelholz wurde die Schweißfährte deutlicher. Immer größere Flecken ließen alle Zweifel verschwinden und dann konnte ich meinen Bock im Dickicht liegen sehen.
Am Bock angekommen griff ich als erstens in das gute Gehörn und freute mich über diesen tollen Bock. Das Bergen aus dem bürstendichten Fichten gestaltete sich auch nicht ganz einfach. Aber nach der roten Arbeit war alles gut. Ich setzte mich zu meinem bereits verfärbten Bock und ruhte noch eine Weile dort. Dann machte ich mich mit dem Gepäck und dem Bock im Schlepptau auf zum Auto… oh man, dieser „kleine“ Fußmarsch war dann doch gar nicht so klein und gut fertig kam ich endlich am Auto an. Es hat sich aber gelohnt. Die Waage zeigte 20 Kilo an, als der Bock am Haken hing. Zufrieden trat ich den Heimweg an, denn ich habe meinen Maibock erlegt.
Bock:
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Datum: 26. Mai 2014
Uhrzeit: 19:40 Uhr
Alter: ca. 4 Jahre
Gewicht: 20 Kg
Waffe: Sabatti BBF 8×57 IRS
Entfernung: 120 m
Flucht: 60 Meter
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