Jagdhunde – ein Blick auf die jüngere Geschichte
Hunden wird nachgesagt, die besten Freunde des Menschen zu sein, und für viele Jäger stellen sie wichtige Weggefährten für ihre Arbeit dar. In den letzten 200 Jahren hat sich vieles bei den für die Jagd eingesetzten Hunden sowie bei der Art und Weise ihres Einsatzes verändert, was der folgende Artikel darstellen möchte.
19. Jahrhundert – Unterschiede in Großbritannien, Frankreich und Deutschland
Da im 19. Jahrhundert die Gesellschaften und damit auch die Jagdgewohnheiten in den europäischen Ländern starke Abweichungen aufwiesen, lohnt es sich, genauer auf die drei großen Jagdregionen Großbritannien, Frankreich und Deutschland zu schauen: In Großbritannien war zu dieser Zeit die Fuchsjagd in der Meute vor allem als Sport sehr beliebt. Von 1815 bis 1870 erreichte die Fuchsjagd ihren Beliebtheitshöhepunkt. Zur Verbesserung der Leistung der dabei eingesetzten Jagdhunde, wurde bereits 1800 ein Zuchtbuch für Fuchshunde eingeführt, wobei man vor allen Dingen nach einer besseren Leistung der Nase und der Geschwindigkeit strebte. Auch die Hasenjagd mit Windhunden wurde oft abgehalten.
Die damaligen Anforderungen an einen guten Jagdhund waren die folgenden: Er musste vorstehen, apportieren, Gelände absuchen und Wild finden können. 1832 erreichte man in Großbritannien schon einen bemerkenswerten Ausbildungsstand beim Vorstehen, bevor 1865 sogar Prüfungen für Vorstehhunde durchgeführt wurden. Weiterhin verlangten immer neue Techniken beim Flugwildschießen gute Apportierhunde, sodass ab Mitte des 19. Jahrhunderts Retriever aus importierten St. John-Hunden herangezüchtet wurden. Grundsätzlich wurde auf der Insel immer stärker nach Stammbuch und Rassestandards gezüchtet. Jagdhunde wurden auf Ausstellungen und Wettbewerben zur Schau gestellt und bewertet. Sogar Nicht-Adlige begannen, Rassehunde zu bevorzugen, was sich positiv auf die Rassenvielfalt auswirkte.
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Entwicklung der Jagdhunde in Frankreich
In Frankreich war das königliche Jagdprivileg im 19. Jahrhundert eingestellt. So hielten Grundbesitzer neuerdings Jagden auf ihren Jagdeinrichtungen ab, bei denen sie verschiedenrassige Hunde einsetzten, die von berittenen oder unberittenen Hundeführern geleitet wurden. Auf Grund der von Großbritannien abweichenden Geländetypen wurden im Dickicht oder im dichten Wald in Frankreich oft auch einzelne Laufhunde im Gegensatz zu den in Großbritannien typischen Meuten zum Jagen genutzt. Durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870 litten jedoch die vorher international vorzeigbare Hundezucht sowie das Jagdwissen.
Merkmale der Jagdhunde in Deutschland
Zuletzt fand man in Deutschland oder eher in den zu dieser Zeit auf deutschem Boden befindlichen Einzelstaaten Ende des 18. Jahrhunderts vier Arten von Vorstehhunden: Weimarschen, Solmsschen, Württembergschen sowie Auerbachschen. Nachdem man aber Ende der 1830er Jahre begann, englische Rassen einzuführen und diese mit deutschen Hunden zu kreuzen, waren nach der gescheiterten deutschen Revolution von 1848/49 die alten deutschen Vorstehhunde komplett vermischt.
Weil gleichzeitig die Jagd als Privileg abgeschafft wurde und alle Bürger jagdberechtigt waren, wuchs der Wunsch nach einem Allround-Jagdhund, der Wild finden, apportieren, in Dickungen eindringen, Wasserarbeit leisten, Stück niederziehen, es verbellen sowie den Jäger hinführen als auch der Rotfährte folgen können sollte. Dem englischen Gordon Setter wurden diese Fähigkeiten nachgesagt. Als Ende des 19. Jahrhunderts eine Abkehr von englischen Vermischungen eintrat, wurden vermehrt alte Rassen des europäischen Festlandes eingesetzt. Zum Beispiel züchtete man ab 1879 aus Restbeständen des altdeutschen Vorstehhundes den Deutsch Kurzhaar. Wenn man über Jagdhunde im 19. Jahrhundert in Deutschland spricht, darf auch der Name Freiherr Sigismund von Zedlitz und Neukirch nicht unerwähnt bleiben. Es handelt sich um einen Vorreiter des deutschen Jagdgebrauchshundewesens, welcher sich zum Ziel setzte, die Vielseitigkeit der Hunde bestmöglich zur Geltung zu bringen und dazu Zuchtstandards sowie Prüfungen einführte.
20. Jahrhundert – Einschnitte in der Hundezucht
Die beiden Weltkriege bedeuteten für die Jagdhundezucht in Europa eine Zäsur, da vielerorts gar keine Zucht mehr möglich war. Durch Nahrungsmangel starben viele Hundemeuten und einige alte Hunderassen, wie der Briquet d’Artois oder der Saintongeois, starben fast aus und waren auch nach den Kriegen nicht mehr oder kaum noch zu retten. Mit verbliebenen englischen Hunden versuchte man vielerorts eine Aufstockung der Meute zu erreichen, doch die in Großbritannien früher noch so beliebten Meutejagden verloren auf Grund von einem Mangel an Wild an Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Deutsch Kurzhaar nach Großbritannien importiert. Mit ihm kehrte die Nachfrage nach Allround-Hunden zurück auf die Insel. Nach und nach wurden die Reitjagden in Großbritannien und Frankreich immer unblutiger und werden heute fast nur noch sportlich ausgeübt. In ganz Europa bildeten sich Leistungszuchten heraus, welche ihre Jagdgebrauchshunde fast nur noch an Jäger abgeben.
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