Suhlen – Die Wellnessoase im Revier
Aufgrund der zunehmenden Klimaextreme in den letzten Jahren, bekommt Wasser in unseren heimischen Revieren eine immer größere Bedeutung. Welche Möglichkeiten es gibt, das wichtige Lebenselexier den Wildtieren zur Verfügung zu stellen, wollen wir in diesem Beitrag am Beispiel Suhle aufzeigen.
Wasser bedeutet Leben
Es heißt nicht umsonst, wo Wasser ist, ist auch Leben. Gerade in den trockenen, heißen Sommerphasen sucht sich das Wild gerne an den wassernahen Orten seinen Einstand. Ist dies nicht im ausreichenden Maß vorhanden, wandern die Tiere ab oder sie nutzen alternative Quellen zum Beispiel in der Landwirtschaft. Dies kann aber zu hohen Wildschäden führen, wenn beispielsweise Schwarzwild bei Rüben die grünen Blätter abbeißt, um die austretenden Pflanzensäfte aufzunehmen.
Die Suhle als zentraler Bestandteil für bestimmte Wildarten
Ein besonderer Ort für Rot- und Schwarzwild mit fast schon magischer Anziehungskraft sind Suhlen. Gerade für Schwarzwild sind die Schlammlöcher ein wichtiger Bestandteil im Lebensraum. Dies ist auch an einem alten Jägerspruch erkennbar, der besagt, dass wenn in einem Revier keine Suhlmöglichkeiten vorhanden sind, das Schwarzwild dann im besten Fall als Wechselwild anzutreffen ist. Also ein Grund mehr, sich über die Pflege und Anlage von Wasserflächen im Revier Gedanken zu machen. Neben einer Abkühlung an heißen Sommertagen besitzen die Suhlen auch die Funktion der Körperpflege. Der nach dem ausgiebigen Schlammbad auf der Schwarte angetrocknete Schlamm wird an den sogenannten Malbäumen abgerieben. Dabei werden abgetötete Ektoparasiten wie Zecken, Läuse und Flöhe von der Hautoberfläche entfernt.
Keine Suhle ohne Malbäume
Malbäume mit großer Lockwirkung auf Schwarz- und teilweise auch auf Rotwild können künstlich angelegt werden. Das Zauberwort heißt Buchenholzteer. Diese schwarze, zähflüssige Substanz besitzt ein rauchiges Aroma und wurde wegen seiner antiseptischen Wirkung früher zur Konservierung von Holzmasten im Bereich des Erdbodenkontakts eingesetzt. Pferdebesitzer benutzen diesen Stoff heute noch zur Hufpflege.
Etwas Buchenholzteer an einen Baum gepinselt, lockt die Sauen oft über große Distanzen an und dort schrubbern sie sich besonders gerne Ihre Schwarte. Vor dem Ausbringen ist zu beachten, dass man den Waldbesitzer um Erlaubnis fragt, ob man seinen Baum nutzen darf. Das man dann natürlich nicht den forstwirtschaftlich besonders interessanten Baum „missbraucht“ sollte selbstverständlich sein, da der Baum durch intensive Nutzung auch absterben kann. Wenn die Sauen die Wahl haben, werden sie Bäume mit grober Borke bevorzugen. Um eine längere Haftung zu erreichen, können wir mit der Motorsäge mehrere zwei Zentimeter tiefe Querschnitte setzen. In diesen Rillen haftet der Teer besser und die Intervalle zur Erneuerung verlängern sich deutlich. Beim Ausbringen des Buchenholzteers sollten wir Handschuhe und alte Kleidung tragen, da der Geruch sehr intensiv und langanhaltend ist. Auch das Umfallen des Transportbehälters im Auto sollte möglichst vermieden werden. Abhilfe können hier inzwischen angebotene Produkte in Form von Kartuschen und Spraydosen schaffen, die ein sauberes Ausbringen ermöglichen. Eine Angebotspalette finden Sie auch bei uns im Shop.
Wer war da?
Neben den an der Suhle vorhandenen Fährten, können wir die Malbäume auch sehr gut zum Erkennen der anwesenden Stücke nutzen. Anhand der Höhe der Scheuerstellen lassen sich entsprechende Rückschlüsse ziehen. Dabei ist zu beachten, dass sich die Sauen schräg gegen den Malbaum lehnen und somit tatsächlich größer sind als die Spuren an den Bäumen vermuten lassen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, zur Überwachung der Suhle Wildkameras zu nutzen, die nicht nur Aufschluss über die unterschiedlichen Rotten geben, sondern auch die Anwesenheitszeiten dokumentieren. Eine weitere Lockwirkung erreichen wir durch das Aufstellen einer Salzlecke in der Nähe der Suhle. Der geübte Jäger kann durch Deuten von Spuren die Wellnessoasen im Revier finden und die aktuelle Anwesenheit von Schwarzwild erkennen. Zuverlässige Hinweise geben zurückgelassene Schlammspuren an der Vegetation entlang der Wechsel.
Hegemaßnahmen an der Suhle
Der Idealfall ist, dass es bereits natürliche Möglichkeiten zum Suhlen im Revier gibt. Hier bedarf es als Hegemaßnahme nur einer regelmäßigen Pflege. Bei Suhlen ist das zum einen immer wieder die Äste, welche in die Suhle fallen, zu entfernen. Da ist es dann genauso wie bei uns Menschen. Wir wollen es ja auch nicht so gerne, wenn es in der Badewanne piekst. Zum anderen sollten wir in heißen, trockenen Sommerphasen die Suhlen immer wieder mit Wasser versorgen, dass diese nicht komplett austrocknen. Bei Suhlstellen, die auch mit schwerem Gerät gut zugänglich sind, könnte man mit der örtlichen Feuerwehr eine kleine Übung im Revier durchführen oder mit landwirtschaftlichen Gerät für die Wiederbefeuchtung sorgen.
Neuanlage von Suhlen
Deutlich aufwendiger wird es, wenn im Revier neue Suhlen geschaffen werden sollen. Falls die an der ausgewählten Stelle vorgefundenen Bodenverhältnisse nicht zulassen, dass sich Wasser sammelt, müssen wir künstlich nachhelfen. Entweder bringen wir lehmigen Boden aus, der verdichtet sehr gut und hält das Wasser oder wir arbeiten mit künstlichen Hilfsmitteln, wie Beton oder Folien. Sowohl der Einsatz von Beton, wie auch Folien sollte aber kritisch hinterfragt werden, da ein solches Vorgehen auch in der Öffentlichkeit kein gutes Bild hinterläßt. Ist es unumgänglich, dass Folien zum Einsatz kommen, ist zu beachten, dass genügend Erdauflage vorhanden ist, da sonst die Nutzer der Suhle mit ihren Schalen oder der Hirsch mit seinem Geweihenden die Folie zerstören können. Oft bekommt man von Seite der modernen Forstwirtschaft Unterstützung. Durch den Einsatz von schweren Forstmaschinen kommt es auf Rückegassen immer wieder zu punktuellen Bodenverdichtungen, an denen das Wasser stehen bleibt. Die Ausweitung und weitere Verdichtung übernehmen dann die Schwarzkittel durch die Nutzung der Suhlen.
Jagdausübung an Suhlen
Ein durchaus kontrovers diskutiertes Thema ist die Frage, ob an Suhlen eine Bejagung stattfinden sollte. Die Befürworter sehen es als gute Chance, die Gegner sprechen von einem eher sensiblen Ort, an dem eine Störung durch Jagd möglichst vermieden werden sollte. Ein Problem bei der Bejagung kann sich oft auch dadurch ergeben, dass viele Suhlen eher an unzugänglichen Plätzen zu finden sind. Zum einen ist ein störungsarmes Erreichen kaum möglich und zum anderen ist das Bergen des erlegten Wildes erschwert. Realisierbar ist aber auf jeden Fall die Jagd an den bekannten Wechseln von oder zur Suhle. Dabei besteht auch die Möglichkeit, den Platz nach optimalen Licht- und Ortsverhältnissen auszuwählen. Oft entstehen in den von Wildschweinen geschädigten landwirtschaftlichen Flächen temporäre Suhlen. Diese jagdlich zu nutzen, ist auch im Sinne der Wildschadensabwehr auf jeden Fall erwünscht. Gerade in langen heißen Trockenphasen können diese vorübergehenden Badeplätze der Wildschweine nach entsprechender Befeuchtung für wahre jagdliche Sternstunden sorgen.
Also ran…
Wir hoffen, wir konnten Ihnen etwas Anregung zum Thema Suhle geben und Sie gehen mit offenen Augen durch das Revier, um mögliche Wellnessoasen aufzuspüren.
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