Willkommen zurück Luchs!
Bis Mitte des letzten Jahrhunderts war der Luchs in Deutschland fast ausgerottet. Genauer gesagt handelt es sich hier um den Eurasischen Luchs. Die Katze mit den markanten Pinselohren gehört im europäischen Raum, nach Bär und Wolf, zu den größten heimischen Raubtieren. Seit den 1950er Jahren haben vereinzelt Luchse über Tschechien den Weg zurück in deutsche Wälder gefunden und seit nunmehr 15 Jahren wird der Luchsbestand gezielt durch ein Auswilderungsprogramm unterstützt. Inzwischen hat der elegante Räuber eine neue Heimat im Harz, Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge gefunden.
Warum gab es bisher so wenig Luchse in Deutschland?
Der Luchs war einst in ganz Europa verbreitet, doch als der Mensch immer größere Gebiete beanspruchte, zog er sich in große Gebirgszüge wie den Alpen, Bayerischen Wald und dem Böhmer Wald zurück. Der Lebensraum der großen Raubkatze verkleinerte sich drastisch. Der Luchs hatte bei den Menschen immer einen schlechten Ruf, er galt als hinter listiger Killer der sich aus dem Dickicht auf Ziegen und Schafe her machte. Das war auch ein Grund warum sie bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland verschwunden waren. Darüber hinaus war auch das Fell des Luchses sehr begehrt. Natürliche Luchs-Populationen in Europa gibt es nur noch in Skandinavien und in den unberührten Urwäldern Polens und Russland, alle anderen Populationen wurden erst durch Wiederansiedlungsprojekte möglich.
Das Luchsprojekt im Harz
Solch ein Luchsprojekt läuft seit dem Sommer 2000 im Harz. Tierschützer und Biologen haben Luchse gezielt ausgewildert und mit speziellen Sendern zur Überwachung und Erfassung der Wanderrouten ausgestattet. Wie sich herausstellt ist das Projekt ein voller Erfolg und die Luchspopulation wächst inzwischen auch selbständig; jedes Jahr werden Jungtiere bestätigt. Auch außerhalb des Harzes suchen sich die Luchse ihre Lebensräume und verbreiten sich so nach und nach in Deutschland. Die Forscher verlassen sich aber nicht ausschließlich auf die Daten die sie von den Sendern erhalten, es werden auch Risse in Bäumen, Kot, Trittspuren und Fell genauestens untersucht, um möglichst viel Informationen über die Lebensräume und Lebensbedingungen der Luchse zu erfahren.
Risiken für den Luchs
Die Erforschung der Revieransprüche der Großkatze ist von großem Nutzen, da so gezielt Probleme und Risiken sichtbar werden. Das gefährliche für die Luchse ist, dass sie auf ihren Wanderungen Autobahnen und Schnellstraßen kreuzen, was zur lebensbedrohlichen Gefahr wird. Die Straßen erschweren auch die wichtige Blutauffrischung bei der Fortpflanzung und so besteht ein erhöhtes Risiko von Inzucht. Insbesondere für die Jungtiere besteht eine erhöhte Gefahr durch die Verkehrsinfrastruktur. Ähnlich wie bei Wölfen müssen die Jungtiere nach 1-2 Jahren das Revier der Eltern verlassen. Doch nicht nur bei der Überquerung von Straßen leben die jungen Luchse gefährlich, es kann ebenfalls passieren, dass sie bei Revierkämpfen ums Leben kommen.
Der Schutzplan
Um dieses Problem in den Griff zu bekommen hat ein Naturschutzbund einen sogenannten Wegeplan erstellt. Auf ihm wird der genaue Wechsel von Luchsen und beispielsweise auch Wölfen eingezeichnet, wobei die Schnittstellen mit Autobahnen und Schnellstraßen zusätzlich hervorgehoben werden. An diesen Punkten werden systematisch Wildbrücken errichtet. Das sind große Straßenbrücken auf denen Bäume und Pflanzen kultiviert werden, um den Tieren auch optisch Schutz zu bieten. Viele dieser Brücken werden mit Wildkameras überwacht um zu prüfen, wie die Brücken angenommen werden. Das Ergebnis ist bisher von großem Erfolg gekennzeichnet und so werden inzwischen in der gesamten Bundesrepublik Wildbrücken errichtet.
Wie wenig wir eigentlich über den Luchs wissen
Aber ein mindestens genauso wichtiger Aspekt ist die Akzeptanz von Jägern und Landwirten gegenüber dem Luchs. Hier sind durchaus Skepsis und Sorge vertreten, dass das Raubtier zum einen direkter Konkurrent des Jägers werden könne und zum anderen seine Beute möglicherweise direkt auf der Weide sucht. Mit diesen Bedenken muss transparent und im offenen Dialog umgegangen werden, damit der Luchs in unseren Wäldern langfristig wieder heimisch werden kann. Der Luchs ist in seiner Lebensweise noch so unerforscht, dass auch noch keine konkreten Angaben zur Beutemenge gemacht werden können. Experten vermuten vielmehr, dass er meist kranke und schwache Stücke jagt, da diese weitaus leichter zu ergattern sind, vor allem da der Luchs bei weiten nicht so schnell wie ein Wolf ist. Die Katze ist ein ausdauernder Jäger der meist aus Dickungen seine Beute überrascht. Es wird mit Sicherheit noch einige Zeit vergehen bis wir in gesamt Deutschland den Luchs erleben können, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Dieses interessante und schöne Tier ist durch unser Verschulden verschwunden, jetzt ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Luchs in Deutschland wieder einen Lebensraum findet, in dem er sich wohlfühlt und in dem er frei leben kann.
Fotos: Martin Mecnarowski (http://www.photomecan.eu/) (CC BY-SA 3.0), Andreas Tille (CC BY-SA 3.0)
Hinterlassen Sie einen Kommentar