Jahresrückblick – Zwischenbilanz zu Weihnachten
Zwischenbilanz – das trifft es wohl am besten. Der letzte Monat des Jahres bringt immer wieder den Rückblick auf das vergangene Jahr und den Ausblick auf das kommende. Wie ist es in diesem Jagdjahr bisher gelaufen? Was kommt im Folgenden Jahr auf uns zu?
Der November hat unsere Reviere bereits recht farblos werden lassen. Das Laub der Bäume ist unten und monotones graugrün und graubraun hat vom Revier Besitz ergriffen. Im Dezember ist der Schnee bislang ausgeblieben. Auch die Hoffnung auf Weiße Weihnachten hat sich somit wohl erübrigt.
Das Jahr Revue passieren lassen
Ich sitze zufrieden – wenn auch etwas fröstelnd – auf meiner Ansitzleiter. Denn mein Blick schweift über einen Wildacker, bei dem wir wiederholt ein bewährte Prinzip der Bestellung anwendeten – erfolgreich! Unser Ziel war es, einerseits für ausreichend Äsung im Revier zu sorgen, andererseits kostengünstig zu arbeiten. Ganzjährig (mit Schwerpunkt Winterzeit) sollten die Äcker genug Futter bieten.
Zunächst wurden im April/Mai alle Äcker abgegangen. Wir entschlossen uns, auf unseren sandigen Böden bei der Neuanlage mit Waldstaudenroggen, Schwarzhafer, Buchweizen, Seradella, Luzerne und Klee zu arbeiten. Das Ergebnis war mehr als zufrieden stellend: Seradella und Luzerne wurden erwartungsgemäß schnell und „vernichtend“ angenommen. Anschließend wurde der Waldstaudenroggen beäst. Der Schwarzhafer war im Spätsommer in der Milchreife dran, ebenso fand erst dann der Buchweizen Beachtung. Jetzt steht unter den abgeästen Stängeln noch der Klee und schiebt sich im Herbst nach oben.
Parallel wurden im September Winterwildäcker angelegt. Bei uns bewährten sich immer wieder Raps (Akela), Winterroggen und Triticale. Waren unsere Sommerwildäcker ganz runtergeäst, wurde die gesamte Fläche umgebrochen und zum Winterwildacker umgestaltet. Andernfalls blieben zwei Streifen nebeneinander stehen. Abgerundet wurden diese Flächen durch Wühläcker für Sauen, die zwei Dinge erreichten: Permanent gab es ein Angebot für Schwarzkittel und auch Rot- und Damwild beschäftigten sich stundenlang auf diesen Flächen.
Wildäcker wurden angelegt
Selbstverständlich werden die Wildäcker so angelegt, dass sie mosaikartig über das Revier verteilt sind. Viele befinden sich in der Nähe der Wildeinstände und werden gar nicht bejagt. Hier kann das Wild immer wieder in Ruhe zum Äsen austreten. Wir flankieren jedes Jahr diese „Dreifelderwirtschaft“ mit Holzeinschlägen von Januar bis März. So bringen wir junges und mittelaltes Holz wieder dem Wild in Äsernähe. Spiegelrinde von Douglasien, Kiefern und Fichten und Proßholz von Weiden etc. werden eifrig beäst.
Ein Rothirsch zieht auf den Wildacker. Ich nehme langsam das Glas hoch und spreche ihn als jungen, gut veranlagten Eissprossenzwölfer an. Erst nascht er am Klee, dann zieht er zum Winterwildacker. Ich bin mittlerweile ziemlich am Frieren und denke über den geordneten Rückzug nach. Als der Hirsch wieder das Haupt unten hat, baume ich leise ab und pirsche zum Auto zurück. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich um sein Wild Gedanken macht und die eigenen Planungen klappen, der Plan aufgeht. Unsere Dreifelderwirtschaft hat funktioniert und uns weit aus weniger Verbiss beschert, als in den Vorjahren. Dies liegt sicherlich auch daran, dass wir mittlerweile fast acht Prozent der Forstfläche in Wildäcker und Wildwiesen umgestaltet haben.
Am Auto angekommen, entlade ich die Waffe und suche aus dem Handschuhfach die Revierkarte heraus. Was können wir nächstes Jahr noch ergänzen? Brauchen wir noch mehr Suhlen? Welche Leitern haben sich nicht bewähren können und müssen umgestellt werden? Ein Revier ist immer im Fluss, schon allein durch das Wachsen der Kulturen zu Dickungen, durch Durchforstungsmaßnahmen und durch den Umbau des Waldes zu mehr Laubholz.
Ausblick auf nächstes Jahr
Diesen Herausforderungen werden wir uns nächstes Jahr gerne stellen. Ich freue mich auf das kommende Jahr – wie jeder Jäger, den das Erleben von Wald und Wild und das Verfolgen des Wechsels der Jahreszeiten berührt. Ich lege die Revierkarte zurück und fahre nach Hause. Daheim hole ich einen Braten aus dem Froster, der am Wochenende verzehrt werden soll, ziehe mir eine Flasche Rotwein auf und hole mir ein altes Jagdbuch aus dem Regal. Mit Wein, Tabak und Buch gerüstet geht es direkt vor den Kamin. Die Hunde liegen davor auf den Sauschwarten und endlich stellt sich auch so etwas wie vorweihnachtliche Besinnlichkeit ein.
Ich hoffe, dass auch Sie zufrieden auf das vergangene zurückblicken können, im Dezember Zeit für Besinnung und Genießen finden und sich ebenso auf viele schöne Jagderlebnisse im kommenden Jahr freuen.
Ich wünsche ihnen in jedem Fall ein Frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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