Dem Osterhasen auf der Spur
Bereits jedes Kind kennt den Osterhasen, doch die wenigsten haben sich Gedanken über seine Herkunft gemacht. Im folgenden Beitrag wollen wir uns auf die Spurensuche nach dem beliebten Langohr machen und zugleich auch die Entwicklung des Feldhasenbestands in Deutschland beleuchten.
Der Osterhase als Notlüge
Über die Hintergründe, wie der Hase zum Osterhasen befördert wurde, gibt es viele Spekulationen und Erklärungversuche. Auf jeden Fall müssen wir weit in die Vergangenheit zurückreisen, wo sich die ersten Hinweise auf unser Zielobjekt finden lassen. Bereits im 17. Jahrhundert wird in einer Veröffentlichung eines Heidelberger Arztes der Osterhase erwähnt. So ist im Elsass, in der Pfalz und am Oberrhein der Brauch entstanden, an Ostern Eier zu verstecken. Aus Erklärungsnot gegenüber den Kindern, woher denn plötzlich die Eier kommen, erfanden die Erwachsenen kurzerhand den Hasen als Verursacher. Schließlich war der Hase besonders gut geeignet, da er so schnell ist und beim Verstecken weder beobachtet, noch erwischt werden konnte. So wurden quasi kurzer Hand dem Hasen die Eier untergeschoben. In anderen Gegenden Deutschlands mussten in dieser frühen Phase andere Tiere wie beispielsweise der Hahn, Kuckuck, Storch oder Fuchs als Erklärung herhalten.
Ein biologischer Ansatz
Ein zweiter Erklärungsversuch für den Osterhasen liegt in seiner Lebensweise begründet. So tauchte früher der Feldhase im Frühling häufig in den Hausgärten zur Futtersuche auf. Was liegt da näher, als ihm dann die versteckten Eier in die Schuhe zu schieben. Auch die große Fruchtbarkeit der Hasen wird in Zusammenhang mit der Entstehung des Osterhasen gebracht.
Der Osterhase als Ergebnis eines Küchenunfalls
Schon sehr lange ist es Brauch, dass zu Ostern gebacken wird. Der Klassiker ist das christliche Symbol des Osterlamms. Eine weitere Theorie befasst sich damit, dass der Backvorgang eines dieser Osterlämmer missglückt sei und eher einem Hasen ähnlich sah. So wurde aus einem Osterlamm, kurzerhand ein Osterhase.
Vollmond und Hase – eine lange Beziehung
Selbst der Zeitpunkt des Osterfestes stellt eine enge Beziehung zwischen Ostern und Hase dar. Der liturgisch festgelegte Termin für das Osterfest ist der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn. Der Hase gilt besonders in der asiatischen Kultur als Mondtier. Demzufolge soll bei Vollmond auf der Mondoberfläche der Umriss eines Hasen erkennbar sein.
Der Hase und die Schulden in früheren Zeiten
Ein letzter Ansatz beschäftigt sich mit dem Umgang von Schulden in alten Zeiten. So galt der Gründonnerstag als Zahl- und Zinstermin. Oft wurden Schulden mit Naturalien, beispielsweise in Form von Hasen oder Eiern beglichen. So könnte nicht nur der Osterhase, sondern auch das Osterei entstanden sein.
Letztendlich, egal was die Ursache für unseren Osterhase ist, es ist einer der schönsten Bräuche, der vergangene Generationen von Kindern verzauberte und auch zukünftig in seinen Bann ziehen wird.
Die Realität unseres (Oster)Hasen
Zum Abschluß noch ein kurzer Blick auf die Entwicklung der Feldhasenbesätze bei uns in Deutschland. Der Deutsche Jagdverband gab vor kurzem die Ergebnisse der Feldhasenzählung von 2020 bekannt. Wie der angehängten Grafik zu entnehmen ist, profitiert der Hase, wie auch die anderen klassischen Niederwildarten vom warmen, trockenen Wetter während der Fortpflanzungszeit. Damit ist der größte negative Einfluß auf den Hasenbestand weitesgehend neutralisiert. Erkennbar ist dies an der Zunahme der Bestände. Trotz dieser positiven Tendenz gibt es noch lange keinen Grund zur Entwarnung. Zu viele weitere negative Einflüße wirken sich auf das Bestandsgeschehen der Hasen aus. Zu nennen sind da vor allem der Strukturverlust in der Landwirtschaft und das übergroße Vorkommen an potentiellen Fressfeinden. Hier als Jäger voran zu kommen und positives für unser Niederwild zu erreichen, gleicht oft dem Kampf gegen Windmühlen. Doch die Jäger sind bereit den Kampf weiter zu führen und so auch den künftigen Generationen den Anblick eines echten, lebenden „Osterhasen“ zu ermöglichen.
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