Die Geschichte der Lockjagd
Im Interview mit Klaus Weisskirchen gab der Lockjagdexperte der Jagd1 Redaktion Einblicke in die Geschichte der Lockjagd. An dieser Stelle herzlichen Dank an Herrn Weisskirchen für die interessanten Fakten. Begleiten Sie uns auf einer spannenden Zeitreise bis zurück in das 13. Jahrhundert zu den Wurzeln der Lockjagd in Deutschland.
Lockjagd – eine lange Tradition in Deutschland
Die Lockjagd wurde sicherlich bereits sehr früh eingesetzt, da der frühe Jäger aufgrund der geringen Reichweite der Bewaffnung sehr nahe an das Wild herankommen musste. Erste Hinweise auf Lockpfeifen aus Knochen gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Auf Basis der Arbeit von Ekkehart Nickel (1971) ist es uns möglich die Entwicklung des Wildlockermacherhandwerks bis heute zu verfolgen.
Die Blütezeit der Wildlockermacher ab dem 17. Jahrhundert
Seit Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelte sich im deutschsprachigen Raum der Beruf des Pfeifenmachers mehr und mehr zu den Wildruf- und Horndrehern. Es ist anzunehmen, dass der Ursprung bei den Instrumentenbauern zu suchen ist, bei denen offensichtlich ein Natur- und Jagdbegeisterter die Fertigkeiten seines Handwerks für den Bau von Wildlockern einsetzte.
Nürnberg als Zentrum des Wildlockerhandwerks
Das Zentrum der sich neu entstehenden Handwerkszunft war in Nürnberg. Bis Ende des 17. Jahrhunderts fanden sich bereits 12 Meisterbetriebe in der fränkischen Metropole, die im „Waidwerck und Wildenpfeiffenwerck“ tätig waren. Dabei wurden überwiegend Locker für Vögel wie Meisen, Lerchen, Buchfinken, Wacholderdrossel, Kuckuck und Ente gefertigt. Das Nachstellen von Vögeln hatte bereits zu diesem Zeitpunkt eine lange Tradition. So wird beschrieben, dass ein Herr Baumeister an einem einzigen Tag im Jahre 1611 über 1100 Feldlerchen gelockt und gefangen hatte. Zwei starke Männer mussten unter großer Mühe die reiche Beute zu Markte tragen. Andere Wildlocker wurden weniger gebaut, da das Jagdrecht hauptsächlich dem Adel vorbehalten war. Es gibt Hinweise, dass das Locken von Wild durchaus verpöhnt war, da es als nicht ritterlich galt. Eher stand das direkte körperliche Kräftemessen mit dem Wild im Vordergrund, als mit List das Wild zu bejagen.
Das Handwerk der Wildpfeiffenmacher
Wie in den anderen Handwerkszunften gab es auch bei den Wildpfeiffenmachern strenge Regeln zur Ausübung des Handwerks. So dauerte die Lehrlingsausbildung 10 Jahre. Erst danach konnte eine eigene Werkstatt gegründet werden. Auch eine Heirat und Ausbildung von Lehrlingen war erst ab diesem Zeitpunkt möglich. Eine aus heutiger Sicht undenkbare Regelung war, dass wenn ein Meister starb, der nachrückende Geselle die Witwe heiraten musste. In einem Fall wird beschrieben, dass der Betroffene wegen des großen Altersunterschieds lieber den Freitod wählte.
Sperre des Handwerks der Wildpfeiffenmacher
Von 1667 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Handwerk gesperrt. So durften Wildlockermacher keine anderen Drechslerarbeiten durchführen und andere Drechsler keine Wildlocker herstellen. Das Privlileg der frühen Wildlockerindustrie war auf die Stadt Nürnberg beschränkt. So durfte kein Wildlockermacher die Stadt verlassen und ausserhalb der Stadtmauern seinem Handwerk nachgehen. In dieser Zeit wurden auch die ersten Fachgeschäfte gegründet. Deren Ziel war es, dass die Wildruferwaren nicht im Gemischtwarenhandel zu Schleuderpreisen angeboten wurden. Durch die große Bedeutung der hergestellten Waren wurden bereits sehr früh Richtpreise festgesetzt, die nicht unterboten werden durften. Die Zahl der Meisterbetriebe wurde auf 12 beschränkt und ein neuer Meister konnte nur nach dem Tod eines Meisters nachrücken.
Ähnlichkeit mit den heutigen Lockinstrumenten
Die bereits beschriebene Entwicklung aus dem Handwerk der Instrumentenbauer lässt bei den im 17. Jahrhundert geschaffenen Lockern verblüffende Ähnlichkeit zu heutigen Wildlockern erkennen. So wurden zu dieser Zeit auch schon Stimmzungen aus Metall eingesetzt, wie es heute gängige Praxis ist. Besondere Bedeutung erlangte der Universallocker „Guckuck“, der wegen der eingravierten Tiere, wohl sehr vielseitig einsetzbar war. Damit konnte nach Quellenberichten sehr erfolgreich nicht nur Federwild wie Ente, Gans, Kuckuck, sondern auch Haarwild wie Wildschwein, Reh und Fuchs gelockt werden.
Entwicklungen in der Neuzeit
Mit Erwerben des Jagdrechts für die Bürger im Zuge der Revolution 1848, nahm die Zahl der Jäger massiv zu. Das führte auch zu einer verstärkten Nachfrage nach Wildlockern. So gründete im Jahr 1859 Jakob Rausch die Firma Hubertus Wildlocker. In Folge entstanden weitere Betriebe. In dieser Tradition fertigt Klaus Weisskirchen seit 2003 erfolgreich seine Wildlocker und bietet ein breites Sortiment für die verschiedensten Wildarten an. Dabei bringt er seinen ganzen über Jahrzehnte erworbenen, reichen Erfahrungsschatz der Kunst des Wildlockens ein. Wie er uns berichtet, beobachtet er eine gewisse Renaissance bei der akustischen Lockjagd. Immer mehr Jäger begeistern sich für diese spannende Form der Jagd, die dem Jäger besondere Erlebnisse beschert.
Vielleicht gelang es uns mit unserer kleinen Zeitreise in die Geschichte der Lockjagd auch Ihr Interesse zu wecken und sich der Faszination der Lockjagd zu widmen. Die vielfach bewährten, passenden Instrumente des Altmeisters Klaus Weisskirchen finden Sie in unserem Shop. Die Jagd1 Redaktion wünscht Ihnen viele schöne und spannende Erlebnisse bei der Lockjagd.
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