Die Jagd auf Rehwild zur Blattzeit
Die Blattzeit beginnt und damit eine der spannendsten Phasen des Jagdjahres. Doch die Uhr läuft unaufhaltsam. Ist die Chance der Blattzeit erst einmal vertan, haben viele Revierinhaber später Probleme, ihren Bockabschuss noch zu erfüllen. Die Uhr läuft dann unaufhaltsam dem Oktober entgegen und die Aktivitätskurve der Herren steigt erst Ende September wieder an. Insbesondere in Waldrevieren kommt der ein oder andere dann nicht mehr oder in zu geringem Maße zu Schuss.
Die Blattjagd will gelernt sein – der Ton macht die Musik
Blatten will gelernt sein, insbesondere die Vielfalt möglicher Locktöne. Wann setzte ich Sie wie und wo ein? Hier hilft die Literatur nur wenig, ein Tonkassette schon mehr. Besser noch, wir besuchen ein Seminar zur Blattjagd, um uns schulen zu lassen oder gehen bei einem erfahrenen Nimrod in die lehre, um uns einzuhören. Nichts hilft besser, als der richtige Ton im eigenen Ohr. Wenn ich nicht genau weiß, wie „es“ sich anhören muss, richte ich eher konzertanten Schaden an, statt alte, erfahrene Böcke schussgerecht heranzumusizieren – und die wollen wir doch erlegen, oder?
Unruhe im Revier ist in der Blattzeit an der Tagesordnung
Was wir in vielen Revieren zur Blattzeit leider nun erleben müssen, sind Besucherdruck, Feriengäste und Unruhe durch die Ernte. Was tun? Versetzen wir uns in die Lage des Rehbockes! Jogger, Reiter und andere Naturnutzer haben wir als recht harmlos kennen gelernt. Nur die gelegentlich auftauchenden grünen Gestalten, die einzeln abseits der Wege auftauchen, sind gefährlich! Sie sind selbst dann im Revier, wenn der letzte Wanderer raus ist und der erste Jogger noch nicht da. Da muss man wachsam sein, als Bock!
Für uns Nimrode bedeutet dies im Feldrevier: Wir jagen auch und bevorzugt zur „dummen Stunde“ um die Mittagszeit. Hier lassen sich Böcke gut ansprechen und diese „Faulpirsch“ hat auch so ihre Reize.
Der Sitzstock ist in der Blattzeit die praktischste Reviereinrichtung
Warum besetzen wir zudem immer wieder Reviereinrichtung, wo früh und spät Störungen garantiert sind? Jetzt, ende Juli, wo wir blatten können, gibt es meines Erachtens nur eine gute Reviereinrichtung: Der Sitzstock. Seien Sie mobil, versuchen Sie sich ruhig einmal am feuchten Graben zwischen zwei großen Getreideschlägen oder setzen Sie sich im Waldrevier einmal mitten in die Bestände und nicht wieder an den Waldrand, wo ohnehin jeder vorbeiläuft.
Machen Sie zur Blattzeit doch einmal einiges jagdlich anders, gerade jetzt, wo wir sogar noch aktiv in den Brunftbetrieb eingreifen können und uns hoffentlich der ein oder andere Bock auf unser Blatten hin sein Gehör schenkt.
Ein Bekannter begleitet sogar die – für das Wild und uns Jäger – leidigen Mäharbeiten mit der Waffe. Der Landwirt ruft ihn ein paar Tage vorher an und teilt im den Mahdtermin mit. Daraufhin findet sich der Jäger am Getreideschlag ein und setzt sich mit halben Wind an. Siehe da, aus dem Getreideschlag wechseln zunächst Ricke und Kitz und schließlich auch ein Bock gegen den Wind aus. Alle streben langsam ziehend einem Feldgehölz entgegen. Auf dem Weg dorthin wartet der Jäger in der zweiten Reihe eines Maisschlages sitzend. Kurz bevor der Bock ins Feldgehölz einwechselt, pfeift ihn in der Waidmann an, der Bock verhofft und liegt Augenblicke später verendet auf den frisch gemähten Stoppeln.
Im Waldrevier sitze ich jetzt ebenso wenig am Waldweg, sondern im Bestand, in der Nähe von Dickungen oder Naturverjüngungen oder an Gatterflächen an. Hier finde ich mich insbesondere nach dem Regen ein, wenn das Wild zu jeder Tageszeit aus den nassen Dickungen auswechseln möchte, aber noch offenen Wald oder gar Lichtungen scheut.
Fotos: Kornelia Haslbeck, Peter Heckert
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