Hege und Jagd im Februar
Auch für den Monat Februar wollen wir wieder einen kleinen Einblick in die Hege, jagdlichen Aktivitäten und besonderen Beobachtungen geben. Es bleibt spannend im Jagdrevier.
Sauenalarm
Wie so oft in den letzten Jahren kommt Anfang Februar der lang erhoffte Schnee. Bei einer Revierrunde entdecken wir in einem Wintergetreidefeld frische Saufährten. Die Schwarzkittel haben hier nach den Maiskörnern gebrochen, die nach der Ernte in den Boden mit eingearbeitet wurden. Gut, dass Morgen das Wochenende beginnt, dann können wir heute Nacht unser Glück versuchen.
Die Pirsch beginnt
8 Stunden später sind wir wieder vor Ort und wie ein Polarforscher ausgerüstet. Das Thermometer zeigt Minus 12 Grad und es ist sternenklar. Am Auto machen wir uns pirschfertig und die frische Schneedecke schluckt unsere leisen Geräusche. Vorne am Waldeck der erste Blick durch unsere Wämebildkamera, aber ausser ein paar Hasen und 2 Rehen ist noch nichts zu sehen. Vorsichtig bewegen wir uns weiter, immer wieder die Umgebung mit der Kamera prüfend. Da sehen wir in unserem Wärmebildgerät knapp über dem Boden einen schwarzen Schatten, der nach unten stößt und eine Maus erbeutet. Es ist der Waldkauz, der schon vor uns Waidmannsheil hatte.
Plötzlich der erhoffte Anblick
Wiedermal die Umgebung ableuchtend lösen sich plötzlich vom Waldrand ein paar dunkle Klumpen, die sich als eine Bache mit ihren Frischlingen herausstellen. Kunterbunt wuselt die schwarze Bande durcheinander und zieht zielstrebig Richtung Ackerfläche. Als sie die Fläche erreichen beruhigt sich das Ganze und in der Wärmbildkamera kann man den Schnee und die Erde von den brechenden Sauen fliegen sehen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt sich an die Rotte anzupirschen. Der Wind passt perfekt und wir spüren den kalten Ostwind auf unserem Gesicht brennen. Wir kommen gut voran und es ist immer wieder faszinierend, wie einfach man Sauen anpirschen kann.
Wird uns ein Abschuss gelingen?
Als wir uns auf gute 50 Schritt angenähert haben, richten wir uns mit unserem Pirschstock ein und beobachten die Rotte. Ein passender Frischling mit ca. 30 kg ist schnell ausgemacht. Das wäre ein perfektes Küchenschwein. Noch steht er spitz auf uns zu und wir müssen warten. Unhörbar flüstern wir magische Wort: „ Dreh dich, bitte dreh Dich“. Zeitgleich schießen uns Gedanken durch den Kopf: „Hoffentlich hält der Wind“. Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich der ersehnte Schritt nach vorne und die Sau steht breit. Unser Leuchtpunkt saugt sich im Bereich der Kammer fest und hochkonzentriert lassen wir uns von dem Schuss überraschen. Wir sehen noch wie die Rotte auseinanderstiebt, sich ordnet und Richtung Waldrand flüchtet. Ein Frischling wird merklich langsamer und kurz vor dem Wald bricht er zusammen und schlegelt für ein paar Sekunden. Zufrieden warten wir noch ein paar Minuten und beobachten durch die Wärmebildkamera den inzwischen verendeten Frischling.
Jetzt beginnt das Handwerk
Schließlich stapfen wir durch den Schnee in Richtung der Sau und erst jetzt bemerken wir, dass es sich bewölkt und leicht zu schneien begonnen hat. Gut, dass es keine große Sau ist. Da können wir den Transport in die Wildkammer und die rote Arbeit alleine schaffen und müssen nicht um kurz nach 12 unseren Jagdkollegen aus dem warmen Bett holen. Es ist uns zur Gewohnheit geworden im Hängen aufzubrechen. Auch unsere Mitjäger konnten wir inzwischen von dieser sauberen Methode überzeugen und so bewahren wir die hochwertige Lebensmittelqualität. Um halb zwei sind wir dann auch im Bett und lassen das Erlebte nochmals Revue passieren. In Gedanken freuen wir uns schon auf ein gutes Essen. Endlich gibt es wieder einmal Wildschwein. Frisch und selbst erlegt. Herz was willst du mehr.
Wildverwertung
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Der Schnee hält sich
Am übernächsten Tag fahren wir die Trichinenprobe zum Tierarzt und auf dem Rückweg geht es kurz ins Revier. Neuer Schnee ist nicht mehr dazu gekommen, aber durch den Dauerfrost ist die Schneedecke oben verharscht und macht ein leises Fortkommen unmöglich. Da kommt uns unser Erlebnis mit dem Waldkauz bei der Sauenpirsch in den Sinn. Besonders unsere Nachtgreife leiden nun große Not, da sie nicht an die Mäuse rankommen, die unter der steinhart gefrorenen Schneedecke laufen.
Hege als Beitrag zum Artenschutz
Das müssen wir ändern und wir lenken unseren Wagen zum Bauernhof von unserem guten Freund. Hier finden wir alles was wir brauchen. Auf den Anhängerkorb packen wir zwei Strohballen und in einem kleinen Eimer nehmen wir etwas Weizen mit. Auf der kleinen Waldwiese steht eine große, alte freihstehende Eiche. Hier legen wir die beiden Strohballen ab und streuen etwas Weizenkörner auf und neben diese. Damit locken wir die Mäuse an und Waldkauz und Co können diese gut erbeuten. Den Platz wählen wir nicht ganz ohne Hintergedanken, da am Waldrand unsere fahrbare Kanzel steht und sich von unserem Futterangebot auch Reinecke oder der Marder anlocken lassen. Bis Ende Februar können wir noch Raubwild bejagen und das bietet eine gute Gelegenheit.
Was können wir noch für unser Wild tun?
Das Rehwild leidet noch keine große Not. Dazu liegt im Wald noch zu wenig Schnee und wir sehen die vielen Rehfährten bei den Brombeersträuchern. Am Rest des Tages schneiden wir in unserem Garten die Obstbäume. Die dabei anfallenden Äste werden wir morgen ins Revier fahren und als Prossholz für die Hasen auslegen. Unsere Langohren lieben die Obstbaumrinde und nach kurzer Zeit werden die Äste komplett von der Rinde befreit sein. Ein guter Beitrag zur Hege – eine natürlichere Nahrung können wir nicht anbieten.
Unsere Sorgenkinder die Feldhühner
Für unsere beiden Rebhuhnvölker können wir auch noch etwas Gutes tun. Nach jahrelanger Abstinenz sind vor 3 Jahren diese schönen Hühnervögel in unser Revier zurückgekehrt. Dank der niederwildfreundlichen Sommer hat sich eine kleine Population aufgebaut. Sicher auch ein Erfolg der intensiven Bejagung der Prädatoren. Wir fahren zu den beiden Heckenstreifen in der Südjagd, wo sich die Rebhühner gerne aufhalten. An der einen Zwischenfruchtfläche machen wir Halt und befreien mit der Schneeschaufel einen zimmergroßen Fleck vom Schnee. Hier können die Hühner wieder an das frische Grün und finden für die nächsten Tage genug Nahrung. Beim Einsteigen nehmen wir in der Hecke vor uns eine Bewegung wahr und erkennen beim flüchtigen Zählen mindestens 15 Rebhühner, die sich in die Deckung drücken. Vorsichtig ziehen wir uns zurück, um die Hühner nicht unnötig aufzuscheuchen, was einen großen Energieverlust bedeuten würde.
1 Kommentare
Ein super Beitrag!
Genau so erging es mir vor ein paar Wochen auch. Kalte Nacht und auf einmal war die Rotte da. Angepirscht und einen perfekten Küchenfrischling erlegen können!
Mit dem, werde ich bald mal das Rezept ausprobieren.
Freue mich schon sehr auf die kommenden Beiträge.