Hege und Jagd im Januar
Für jeden Monat wollen wir im Verlauf des Jahres einen kleinen Einblick in die Hege, jagdlichen Aktivitäten und besonderen Beobachtungen geben.
Pirschgang bei frostigen Temperaturen
Hinter uns liegt eine kalte, klare Nacht von minus 10 Grad. Nach Sonnenaufgang starten wir am Kiefernhölzl einen kleinen Pirschgang. Obwohl wir kein besonderes Ziel haben, führen wir seit langer Zeit wieder einmal die Bockbüchsflinte mit dem groben 16er Hagel und der kleinen, pfeilschnellen Sausewindkugel. Mit Sauen ist aktuell nicht zu rechnen, aber die Fuchsranz hat begonnen und die roten Freibeuter sind jetzt auch oft tagsüber unterwegs. Der kalte Ostwind kitzelt uns an der Nase und wir pirschen immer wieder stehen bleibend am Waldrand entlang.
Plötzlich Spannung pur
Tatsächlich nach kurzer Zeit eine Bewegung im freien Feld und unser Fernglas zeigt einen starken Altfuchs, der scheinbar ziellos über die Felder schnürt. Wie auf Kommando verschwinden wir schlagartig in einem Busch am Waldrand und beobachten das weitere Geschehen. Langsam nähert sich der Fuchs unserer Position und da der Wind günstig steht, lassen wir ein leises Mäuseln mit unserem Fuchslocker erklingen. Reinecke sichert in unsere Richtung und scheinbar unbeeindruckt setzt der Fuchs seinen Weg fort. Aber wer den gewitzten Altfuchs kennt, weiß von seinem Verhalten. Nach kurzer Pause wieder ein verführerisches Mäuseln und der schlaue Rote wechselt wie zufällig die Richtung und schnürt langsam, immer wieder sichernd auf uns zu. Obwohl der Auserwählte noch über 150m entfernt ist, liegt die Waffe bereits ruhig auf unserem Pirschstock. Jetzt nur keine unbedachte Bewegung oder gar zu spät den Sicherungsschieber betätigen. Dieses Fehlverhalten des Jägers rettete schon vielen Fuchsgenerationen das Leben.
Der Fuchs nähert sich
Inzwischen nimmt der Fuchs Fahrt auf und er nähert sich zügig unserem Standplatz. Innerlich freuen wir uns, weil wir dann den Fuchs mit Schrot erlegen können, was uns einen schönen Winterbalg sichert. Wir brauchen eh noch ein paar für unsere Fuchsdecke. Wie der Fuchs auf gute 20 Schritt heran ist, stellt er sich breit und verhofft kurz. Der Zielstachel ruht wie festgesaugt auf dem Fuchs und der Zeigefinger erhöht den Druck auf den hintern Abzug. Im Schuß bricht der Rote wie vom Blitz getroffen im groben Hagel zusammen und nur die Lunte hebt sich noch zweimal und dann atmen wir erleichtert auf. Es ist alles gut gegangen und wir treten voller Freude, aber auch mit Nachdenklichkeit an den erlegten Fuchs ran. Der Wind spielt in dem schön gefärbten Winterbalg und vor uns liegt ein starker Rüde. Glücklich über eine tolle Trophäe setzen wir zufrieden unseren Weg fort.
Noch wäre Rehjagdzeit
An den Rehkirrungen ist nicht viel los, was zum einen an der guten Eichen- und Buchenmast liegt und zum anderen fehlt der Schnee. Aber das ist auch nicht schlimm, da wir rechtzeitig im September mit der Bejagung des weiblichen Rehwildes und der Kitze begannen und der Abschuss weitesgehend erfüllt ist. Vielleicht machen wir ja am kommenden Wochenende nochmal eine kleine Stamperjagd mit ein paar Jagdfreunden und der Bracke von unserem Reviernachbarn. Diese kleinen Jagden erfordern keinen großen organisatorischen Aufwand und sind oft sehr effektiv. Anschließend können wir gemeinsam in der Jagdhütte bei einer guten Brotzeit mit selbstgeräuchertem Rehschinken und Wildschweinbratwürsten Rehsylvester feiern.
Ein Unfallreh sinnvoll für die Hege verwertet
Auf dem weiteren Weg kommt uns das Unfallreh von gestern Morgen in den Sinn, welches wir, obwohl wir es nicht mehr verzehren können, aufbrachen und nun bei uns in der Kühlung hängt. Den Aufbruch verteilten wir bereits gestern in unseren Lebendfallen, in der Hoffnung noch den einen oder anderen Fuchs oder Marder zu erbeuten. Die arbeitsintensive Fallenjagd stellt im Niederwildrevier einen wichtigen Beitrag zur Hege dar. Im Lauf des Nachmittags werden wir das Reh zerwirken und in gulaschgroße Brocken schneiden. In kleinen Portionen werden wir es einfrieren, um unseren Hundefuttervorrat und Material für den Luderplatz aufzufüllen. Regelmäßig am Luderplatz ein paar dieser Brocken oberflächlich eingegraben ist für unser Raubwild hochattraktiv und stellt für die Umgebung keine vor sich hinstinkende Störung dar. Gelegentlich kommen auch mal die Sauen vorbei und interessieren sich für unser Futterangebot.
An der Entenkirrung
Auf dem Rückweg schauen wir noch schnell an der Entenkirrung am Altwasser im Wald vorbei. Im Lauf der letzten Wochen hatten wir zwar schon paarmal die Breitschnäbel bejagt. Aber sie kommen trotzdem immer wieder zu unserem Futterfloß. Wenn es die nächsten Tage wieder etwas wärmer wird, werden wir wohl nochmal mit ein paar Jagdfreunden und unseren Hunden einen Versuch starten. Unsere Lockenten für das freundliche Lockbild und der Entenlocker leisten uns hierbei sicher wieder gute Dienste. Bis 15. Januar dürfen wir ja noch jagen und dann können wir uns einen guten Braten sichern.
1 Kommentare
Wow, ein super toller und hochinteressanter Beitrag!
Bei der Fuchspirsch, fühlt man sich beim lesen, als stände man direkt dabei.
Eine fesselnde Story!
Des weiteren klingen die Einblicke in die Jagd im Januar in diesem Revier, sehr spannend und geben gute Tipps, für die eigene Jagd.
Wirklich toll!
Hallo Herr Geiger,
vielen Dank für Ihren Beitrag, der uns sehr gefreut hat.
Viele Grüße und Waidmannsheil.
Das Jagd1-Team