Hege und Jagd im März
Im März ist im Jagdrevier eher eine jagdruhige Zeit. Die meisten Wildarten haben Schonzeit und langsam beginnt die Brut- und Setzzeit. Trotzdem gibt es im Revier vieles zu tun und auch zu beobachten.
Zeit für Inventur
Der März ist für den Jäger die große Zeit der Inventur. Zum einen steht das Auswerten der Daten des letzten Jagdjahres auf dem Programm. Zum anderen die Bestandsaufnahme, was den Winter überlebt hat und die Ermittlung des Grundbestandes. Besonders im Bezug auf unsere klassischen Niederwildarten Feldhase, Fasan, Rebhuhn und Co ist dies für uns Revierinhaber eine wichtige Aufgabe.
Volkszählung beim Feldhasen
Die im Frühjahr und Herbst stattfindende Hasenzählung sollte im Niederwildrevier zu den Standardaufgaben gehören. Mit Hilfe der modernen Technik Wärmebildkamera kann man sich heute relativ einfach einen Überblick über den Hasenbestand machen. Sofern die Daten auch für die Jagdverbände zur Verfügung gestellt werden, gibt es eine festgelegte Zählmethodik, um die Ergebnisse vergleichbar zu machen. Begleiten Sie uns auf einer nächtlichen Zählrunde in unser Revier.
Es ist Anfang März um 20.30 Uhr und wir starten auf unserer festgelegten Route die diesjährige Frühjahrszählung der Feldhasen. Mit maximal 20km/h fahren wir über die Feldwege und leuchten mit dem starken Handscheinwerfer im rechten Winkel zur Fahrtrichtung die vorbeiziehenden Felder ab. Da es mit knapp 7 Grad noch empfindlich kühl ist, läuft die Autoheizung auf Hochtouren und wir sind wie im tiefsten Winter angezogen. Die ersten Zählabschnitte brachten nur wenige Hasen, da kommen wir an einem Winterrapsschlag vorbei. Plötzlich beginnt der Ackerboden zu leben und eine 10 köpfige Hochzeitgesellschaft von Hasen wird im Scheinwerferlicht sichtbar. Am hinteren Rand steht noch ein kleiner Sprung Rehe. So arbeiten wir uns langsam vorwärts und nach knapp 2 Stunden sind wir die über das Revier verteilten 15 Zählabschnitte abgefahren. Insgesamt wurde eine Fläche von 220ha abgeleuchtet. Spannend ist immer die Gesamtsumme der Daten und es wurden hochgerechnet 42 Hasen pro 100ha Fläche ermittelt. Dies ist im Vergleich zur gesamtdeutschen Situation ein hervorragender Wert und lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. Sicher mit auch ein Erfolg der intensiven Fallen- und Rabenkrähenbejagung der letzten Jahre. In ein paar Tagen werden wir unter ähnlichen Wetterbedingungen die Zählung wiederholen.
Ende der Fallensaison
Mit Beginn der Schonzeit auf die meisten Raubwildarten und der Möglichkeit, dass früh befruchtete Fähen bereits Welpen im Bau haben, beenden wir zum 1. März die Fallenjagdsaison. Die Meisten der dauerhaft draussen bleibenden Fallen stellen wir auf Durchlauf, die eine oder andere Kastenfalle bauen wir ab und lagern sie trocken für die nächste Fangsaison ein. Am heimischen Schreibtisch ziehen wir Bilanz und fassen die Ergebnisse für die Streckenliste zusammen. Wie unsere Altvorderen bereits auch schon wussten, nimmt mit dem Anstieg des Niederwildes, auch die Population der Räuber zu. So konnten wir dieses Jahr 17 Füchse, 12 Marder und 5 Dachse in den Fallen erbeuten. Ein sehr gutes Ergebnis. In unsere Fallenjagdkarte übertragen wir auch die Spurenfunde beim letzten Schnee, um eventuelle neue Fallenstandorte zu finden. Auch wenn es Arbeit macht, da müssen wir jetzt intensiv dranbleiben.
Eine kleine Revierrunde
Am Wochenende ist ein schöner Frühlingstag. Die Vögel sind bereits voll im beginnenden Brutmodus und die zarten Stimmen der gefiederten Sänger nehmen von Tag zu Tag zu. Da hält uns nichts mehr im Haus und wir drehen mit dem Hund eine kleine Revierrunde. Ein zartes Frühlingslüftchen nimmt den schweren Geruch des Winters mit und wir laufen an der Feldhecke entlang Richtung Erlenbruch. Hier haben wir vor einiger Zeit eine Wildkamera installiert und wir wollen doch mal kontrollieren, ob sich einer der scheuen Waldbewohner auf diesem nützlichen Revierhelfer hat ablichten lassen. Als wir die Bilder am Display betrachten, sehen wir einen Fuchs, immer wieder Schwarzwild und bei einigen Bildern macht unser Puls einen leichten Satz nach oben. Ein starker Rehbock ist zu sehen, der gut handbreit über Lauscher mit seinem Bastgehörn prallt. Das wird spannend, wenn der verfegt hat. Im Inneren freuen wir uns schon auf die Reviergänge im April und auf die langersehnte erste Feg- und Plätzstelle.
Erste Frühlingsboten
Auf dem Rückweg finden wir am Waldrand die ersten Frühlingsboten, die uns unbeirrbar zeigen, dass die neue Jahreszeit unaufhaltsam näherrückt. Da steht ein Seidelbaststrauch in voller Blüte, der trotz seiner Giftigkeit ein wahrer Blickfänger ist. Ein paar Schritte weiter am Rand des Schotterweges stehen die zarten gelben Blüten des Huflattichs. Dieser ist einer unserer ersten Blühpflanzen im Revier und erst später werden die grünen Blätter dieser wertvollen Heilpflanze sichtbar.
Die unendliche Geschichte der Sauen
Kurz vor Erreichen des Autos nimmt unser Hund die Nase hoch und windet still verharrend in die Fichtendickung entlang des Weges. Die Rute gibt seltsame, tickende Morsezeichen von sich und ein leichtes Zittern überkommt unseren treuen Jagdgefährten. Wahrscheinlich hat er die Sauen in die Nase bekommen, die dort ihr Tagesquartier bezogen haben. Und wie zur Bestätigung umspielt unsere Nase ein leichter Windhauch mit der typischen, würzigen Sauenwitterung. Mit einem lobenden Wort versuchen wir den Hund zum Weitergehen zu überreden. Nur unwillig folgt er unserer Aufforderung und mit fragenden Augen treffen sich unsere Blicke. Lachend streicheln wir unserem treuen Begleiter über den Kopf und als könnte er es verstehen, flüstern wir beruhigend: „Feiner Hund, aber jetzt ist es doch schwierig mit den schwarzen Borstentieren“. Tatsächlich kann in dieser Jahreszeit manches Unglück geschehen. Obwohl Schwarzwild inzwischen ganzjährig bejagbar ist, ist aktuell gerade bei einzeln gehenden Sauen größte Vorsicht angebracht. Es könnte sich hierbei um eine Bache mit Frischlingen im Wurfkessel handeln. Sauberes Ansprechen ist dabei das oberste Gebot! Mit diesen Gedanken im Kopf kehren wir zufrieden nach Hause zurück. Dort wartet schon eine leckere Rehlasagne auf uns.
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