Schau genau – Die Einbeere
Beim Reviergang bemerken wir Jäger immer wieder das Unscheinbare. Doch das genauere Betrachten lohnt sich. Das Team von Jagd1 möchte Sie mitnehmen und Ihnen im Jahreslauf immer wieder die kleinen Schönheiten am Wegesrand näher bringen. Heute nehmen wir die Einbeere unter die Lupe.
Die Biologie der Einbeere
Die Einbeere ist eine bei uns weit verbreitete Schattenpflanze und ist häufig in Auwäldern, aber auch in Laub- oder Mischwäldern zu finden. Dort wächst sie häufig in kleinen Gruppen. Durch die charakteristische Erscheinung ist die Einbeere unverkennbar. In den meisten Fällen finden sich 4 Laubblätter, in deren Zentrum im Mai – Juni eine einzelne, filigran anmutende Blüte sitzt. Von Juli bis August zeigt sich dann zwischen den Blättern eine Beere, die der Pflanze den Namen gab. Auch im lateinischen Namen Paris quadrifolia ist das Erscheinungsbild im Artnamen „quadrifolia – vier Blätter“ wieder zu finden. Die Herkunft des Gattungsnamens „Paris“ ist nicht eindeutig geklärt. Oftmals wird eine Beziehung zur griechischen Mythologie und dem dort vorkommenden Helden Paris hergestellt.
Die Einbeere und die griechische Mythologie
In einer berühmten Episode der griechischen Mythologie muss Paris sich zwischen den 3 Göttinnen Aphrodite, Athene und Hera entscheiden, welche die Schönste sei. Der Streit entbrannte bei einer Hochzeit, zu der alle Götter eingeladen waren, außer Eris der Göttin der Zwietracht. Aus Rache warf diese einen goldenen Apfel vor die Tür mit der Aufschrift „Der Schönsten“. Zeus wollte kein Urteil über diese Frage fällen und legte die Entscheidung in die Hände von dem sterblichen Paris. Wo ist der Bezug zu unserer Einbeere? Der goldene Apfel, heute uns auch als Zankapfel bekannt, soll von der einen Beere dargestellt werden. Die vier Blätter sollen die 3 streitenden Göttinnen und Paris symbolisieren, der vor dieser schwierigen Entscheidung stand.
Doch wie ging die Geschichte aus?
Jede der drei Göttinnen versuchte Paris zu bestechen. So versprach Hera die Herrschaft über die Welt, Athene wollte mit dem Geschenk der Weisheit punkten und Aphrodite stellte eine Liebe zu der schönsten Frau der Welt in Aussicht. Paris entschied sich für die Liebe und die schönste Sterbliche. Helena, so hieß das schöne Kind, war aber bereits mit Menelaos verheiratet und so kam es zu dem folgenschweren Raub der Helena. Diese Ereignisse lösten dann in der Folge den Trojanischen Krieg aus.
Achtung giftig!
Wohl so vergiftet wie es damals bei dem Streit um den Titel „Der Schönsten“ zuging, so giftig ist auch heute die Einbeere. Im Lauf der Jahrhunderte der Medizingeschichte wurde die Giftigkeit der Einbeere unterschiedlich beschrieben. Auf jeden Fall sollte von einem Verzehr der nicht wohlschmeckenden Beeren abgesehen werden. Als Giftstoff sind Saponine enthalten, die der Pflanze als Schutz vor Insekten dient. Der geschichtliche Umgang mit der Einbeere ist auch an den vielen verschiedenen Trivialnamen zu erkennen. So wurde der Saft der Einbeere zur Bekämpfung der Pest eingesetzt und der Name Pestbeere ist entstanden. Die mögliche Wirkung der Einbeere gegen Pest wurde aus dem pestbeulenähnlichen Aussehen der Frucht abgeleitet. Johannes Francke schrieb 1618, dass die Beere einem „Augapfel ähnlich sehe“ und daher bei Augenleiden eingesetzt werden sollte. Nach dem Aussehen einer Pflanze auf die möglichen Heilwirkungen zu schließen, war in diesen Zeiten üblich. Daher auch heute noch oft die regionalen Bezeichnungen, Augenkraut, Sauauge, Krähen- oder Teufelsauge.
Das Team von Jagd1 wünscht Ihnen viel Freude bei Ihren Reviergängen und vielleicht begegnen Sie auch einmal der Einbeere.
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