Tiere im Winter – 5 Strategien im Überlebenskampf
Bei Eis und Schnee ziehen wir Menschen uns in unsere Häuser zurück und genießen die warmen Temperaturen unserer Zentralheizung. Doch wie verbringen Tiere den Winter? Welche Strategien hat die Natur entwickelt, um das Überleben der Tiere zu sichern? Begleiten Sie uns auf eine spannende Reise in die frostige Natur.
Verschiedene Möglichkeiten zum Überleben des Winters
Die Natur ist sehr erfinderisch bei den Möglichkeiten für Tiere, den Winter zu überstehen. Der Hauptgrund für das Entwickeln von Überlebensstrategien im Winter ist weniger in der Kälte zu suchen, sondern in der daraus resultierenden Nahrungsknappheit. Nicht nur Insektenfresser stehen vor unlösbaren Problemen, sondern auch für viele Pflanzenfresser ist der Speiseplan sehr stark eingeschränkt. Im Folgenden wollen wir Ihnen Begriffe wie Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre vorstellen. Aber auch die Variante dem Winter auszuweichen, wie es beispielsweise die Zugvögel schaffen, ist eine kreative Lösung. Manche Tiere legen auch Nahrungsvorräte an, um die nahrungsarme Zeit zu überleben.
Winterschlaf
Der Winterschlaf ist eine sehr passive Form, den Winter zu verbringen. Dabei fallen die Tiere in längere Schlafphasen, die von kurzen Aktivitätsphasen unterbrochen werden. Die Körpertemperatur wird aktiv abgesenkt und die Stoffwechselvorgänge verlangsamen sich deutlich. In der Regel wird in dieser Zeit keine Nahrung aufgenommen und der Körper zerrt ausschließlich von den angefressenen Fettreserven. Dieser Zustand wird auch als Torpor bezeichnet. In den kurzen Aktivitätsphasen werden die Stoffwechselprodukte ausgeschieden. Allerdings bedeutet jedes Aufwachen einen enormen Kraftakt und Verlust an braunem Fettgewebe. Daher sind zu häufige Störungen besonders schädlich und können zum Tod des Winterschläfers führen. Klassische Beispiele für echte Winterschläfer sind die Fledermäuse, der Igel oder aus dem Wildbereich das Murmeltier.
Auch der Siebenschläfer gehört in diese Gruppe. Sein Name ist sogar von seinem Schlafverhalten im Winter abgeleitet. Man möchte meinen, dass wer so lange schläft, sich auch gut erholen kann. Genau das Gegenteil ist der Fall. Forschungen zeigten, dass die Tiefschlafphasen im Winterschlaf sehr anstrengend für den Organismus sind und deshalb regelmäßig von normalen Schlafintervallen abgewechselt werden. In diesen können sich die Tiere wieder erholen. Die genauen Auslöser für den Winterschlaf und das Widererwachen sind noch nicht eindeutig geklärt. Sicherlich spielen aber die Temperatur und Tageslichtlänge eine wichtige Rolle.
Winterruhe
Deutlich weniger passiv ist die Winterruhe. Zwischen den einzelnen Schlafphasen, in denen auch nicht die Körpertemperatur abgesenkt wird, finden auch längere Wachperioden statt. In diesen wachen Abschnitten wird auch etwas Nahrung aufgenommen und Kot und Urin abgesetzt. Typische Vertreter wären der Dachs, der Waschbär und auch das Eichhörnchen.
Winterstarre
Eine interessante Strategie, wie sie häufig Insekten und die wechselwarmen Tiere verfolgen, ist die Winterstarre. Diese Tiergruppen können nicht aktiv ihre Körpertemperatur regulieren und lassen sich einfach „einfrieren“. Dabei darf die Temperatur aber nicht zu tief unter den Gefrierpunkt sinken. Im Körper gespeicherte Glukose wirkt als natürliches Frostschutzmittel und verhindert ein Gefrieren der Körperflüssigkeiten. Wechselwarme Tiere können bei Störung nicht aktiv aufwachen. Erst wenn die Umgebungstemperatur entsprechend hoch ist, tauen sie wieder auf und die Stoffwechselaktivität steigt an.
Dem Winter ausweichen
Besonders bei Vögeln ist diese Vorgehensweise weit verbreitet. Sie packen im Herbst ihren Koffer und weichen dem Winter durch das Ziehen in wärmere Gefilde aus. Dabei erbringen viele unserer kleinen gefiederten Freunde erstaunliche Leistungen, wenn innerhalb kürzester Zeit Tausende von Kilometern zurückgelegt werden. Auf diesen Reisen lauern oft Gefahren durch menschliche Jäger, aber auch Zerstörungen von Lebensräumen in den Winterquartieren machen unseren Zugvögeln zu schaffen. Das Zugverhalten der Weißstörche ist besonders gut erforscht und viele spannende Fakten ergaben sich in den letzten Jahrzehnten. So gibt es zwei Zugrouten. Eine über die Meerenge von Gibraltar und die andere über den Bosporus in Istanbul. Die Störche sind gezwungen diese Umwege zu fliegen, da sie eigentlich zu groß und zu schwer zum aktiven Fliegen sind. Daher sind die Störche auf die Thermik angewiesen, die sie bei ihrem Segelflug kräfteschonend nutzen. Über dem Wasser gibt es aber keine ausreichend warmen aufsteigenden Luftschichten, so dass die Störche das Mittelmeer nicht auf dem direkten Weg überqueren können. Durch den Klimawandel verursacht lässt sich immer häufiger beobachten, dass Vogelarten die früher in den Süden zum Überwintern gezogen sind, inzwischen versuchen bei uns den Winter zu verbringen.
Auch bei Säugetieren gibt es Wanderbewegungen, um den Extremen des Winters auszuweichen. Klassisches Beispiel wäre das Rotwild, welches früher entlang der großen Voralpenflüsse die Alpen verlassen hat, um in den tieferen Lagen zu überwintern. Diese natürlichen Wanderbewegungen sind heute aufgrund der Zersiedelung der Landschaft und jagdrechtlicher Vorgaben nicht mehr möglich. Deshalb ist das Rotwild auf die Hilfe des Menschen im alpinen Winter angewiesen.
Zum Abschluss die Trotzigen
Eine große Gruppe von Tieren bei uns, trotzt dem Winter durch das Anziehen eines Winterpelzes. Oft wird das Überleben gesichert durch das Anlegen von Nahrungsvorräten. Inzwischen weiß man aber auch, dass die Grenzen zwischen Winterschlaf, Winterruhe und einfach aktiv Bleibenden nicht klar abgegrenzt werden können. Bei den Hirschartigen zeigt sich ein deutliches Absenken des Stoffwechsels in Kombination mit der Reduzierung der Körpertemperatur. Hirsche verfallen dann in kurze schlafähnliche Zustände. Daher ist es auch so wichtig unserem Schalenwild im Winter Ruhe zu gönnen. Das bringt viel mehr als die künstlich zugeführten Futtermittel, die in diesen Stoffwechseltiefen mehr Schaden, als Nutzen bringen.
Ähnliche Strategien verfolgen die Hühnervögel, die sich in Schneehöhlen zurückziehen und dort wind- und kältegeschützt Energie sparen. Zu häufige Störungen bedeuten auch hier den oft sicheren Tod. Wie ideenreich die Natur ist, zeigt sich am Beispiel des Schneehasens. Dieser legt nicht nur im Winter sein weißes Tarnkleid an, sondern auch die Pfotenunterseiten sind stark behaart und wirken auf der Schneeoberfläche wie Schneeschuhe.
Zurück in die Wärme
Nach diesem kleinen Ausflug in die vor Kälte erstarrte, tief verschneite Landschaft, kehren wir an den warmen Ofen zurück und genießen bei einer heißen Tasse Tee die Annehmlichkeiten, die uns die Zivilisation bereitet. Aber auch für uns Menschen war in unserer Entwicklungsgeschichte der Winter eine nicht immer ganz einfache Zeit, aber die Fähigkeit Feuer zu nutzen brachte uns entscheidende Vorteile.
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