Erntejagd – effizient und risikoreich

Erntejagd – effizient und risikoreich

Nichtjäger bringen die Jagd größtenteils mit dem Gang zum Hochsitz in Verbindung. Dabei ist diese nur eine von vielen Methoden, Wild zu jagen. Das Wissen über verschiedene Jagdarten und die Abläufe sind für Jäger ein Muss. Eine Jagdart ist die Erntejagd, eine besonders effiziente Art der Jagd, aber auch riskant und unfallträchtig.

Sicherheit geht vor Jagderfolg

Der Dreh- und Angelpunkt bei der Erntejagd ist die Sicherheit. Für eine erfolgreiche und reibungslose Durchführung ist es wichtig, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Im Bundesjagdgesetz ist zum Thema Erntejagden nichts dokumentiert. Also müssen die Unfallverhütungsvorschrift Jagd, die allgemeinen Sorgfalts- und Verkehrssicherungspflichten und die Regelungen in einigen Landesjagdregelungen beachtet werden. Die Vorschriften können je nach Bundesland abweichen. Im Zweifelsfall erkundigt man sich vor der Erntejagd beim jeweiligen Jagdverband.

So kann es sein, dass die Erntejagd nur „von erhöhten Jagd-Einrichtungen“ gestattet ist. Prinzipiell darf bei der Jagd nur ein Schuss abgegeben werden, wenn ein sicherer Kugelfang existiert. Das ist bei auf dem Boden stehenden Schützen oftmals nicht so. Wird auf erhöhte Ansitze verzichtet, ohne dass die Flur einen natürlichen Kugelfang zulässt, können Schützen im Schadensfall damit rechnen, zur Haftung gezogen zu werden. Der Jagdverband empfiehlt grundsätzlich nur von Ansitzeinrichtungen zu schießen. Dabei ist ein Schusswinkel größer 30 Grad zum Nachbarjäger einzuhalten. Ein Muss ist Warnkleidung in Signalfarben.

Warum Erntejagd?

In den letzten Jahren haben sich besonders Raps- und Maisflächen vervielfacht. Sie sind das reinste Schlemmerparadies für Schwarzwild. Es lebt etwa fünf Monate in den Feldern, da diese eine üppige Nahrungsquelle darstellen. Sie können dort nicht nur schlemmen, sondern finden ausreichend Deckung, Ruhe und Schutz. Das führt zu einer hohen Vermehrung des Schwarzwildes. Sodass Jäger dazu angehalten werden, den Schwarzwildbestand zu reduzieren. Erntejagden sorgen dafür, die notwendige Dezimierung der Schwarzwildpopulation voranzutreiben, um existenzbedrohende Ausmaße zu vermeiden.

Gute Organisation und Ablauf sind das A und O

Springende Punkte bei Erntejagden sind eine detaillierte Einweisung der Schützen und eine gute Absprache mit dem Landwirt. Das ist häufig nicht so leicht, da Erntetermine kurzfristig angesetzt und wieder umgestoßen (schlechtes Wetter) werden können. Es ist keine Seltenheit, dass Jagdleiter etwa zwei Stunden vorher allen Beteiligten mitteilt, dass Mähdrescher oder Häcksler das Feld abernten. Hier bleibt meist wenig Zeit für eine Einweisung. Dennoch sind eine genaue Planung und ein geordneter Ablauf erforderlich.

Gemeinsam mit dem Landwirt lassen sich vorab Bejagungsstrategien festlegen und Absprachen für eine möglicherweise erforderliche Jagd zur Wildschadensverhütung treffen. Ferner kann das umliegende Gelände ausgekundschaftet werden, um Stände für Schützen oder Ansitzeinrichtungen zu bestimmen. Auch den Weg durch das Feld für Meute und Treiber kann man so vorplanen. Außerdem ist zu beachten, ob sich in der Nähe Straßen, Scheunen und Anwesen befinden. Das genaue Abstimmen bezüglich Gelände, Erfordernisse und Umgebung macht das Planen dieser Jagd so aufwendig.

Gelände, Wege und Straßen müssen für Wanderer, Spaziergänger und Autos mit Warnschildern deutlich kenntlich gemacht sein. Primäres Ziel bei der Erntejagd sollte eine Jagd ohne Fehlabschüsse und unter Ausschluss der Gefährdung von Personen, Hunden und Material sein.

Wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Erntejagd

Bereits vor Beginn der Erntejagd sollte der Teilnehmerkreis feststehen, um die Jagdplanung durchzusprechen. Im Voraus können Aufgaben verteilt, Hundeführer für das Nachsuchen bestimmt sowie Stände oder zusätzliche Drückjagdböcke festgelegt werden, um den Jagdherrn zu entlasten. Ist alles im Vorfeld geklärt, kann die Jagd auch in Kürze ohne großen Koordinierungsaufwand angesetzt werden.

Die Jagddauer wird im Vorhinein jedem Jagdteilnehmer mitgeteilt. Jagdeinrichtungen müssen den Sicherheitsstandards entsprechen. Der Jagdleiter gibt bei der Begrüßung die Freigabe für das zu erlegende Wild bekannt. Den Jagdteilnehmern muss der Stand von jedem Schützen bekannt sein. Jeder Schütze hat seinen eigenen Stand und darf diesen während der Jagd nicht verlassen. Der Schusswinkel wird den Schützen vom Jagdleiter vorgegeben und die Schussrichtung wird pro Stand festgelegt. Es darf nicht ins Treiben und Feld gezielt oder geschossen werden. Außerdem muss der Kugelfang gegeben sein.

Anmerkung: Jungjäger freuen sich ebenso auf Erntejagden. Aber dort sind erfahrene, ruhige und disziplinierte Schützen gefragt. Diese haben viel Übung und können blitzschnell sicher ansprechen. Jungjäger fehlt hier meist die notwendige Erfahrung, daher sind Erntejagden für Jungjäger eher weniger geeignet.

Fazit

Rücken die Häcksler an, wird das Schwarzwild gezwungen, sein sicheres Domizil zu verlassen. Dann beginnt das Erntejagen. Grundsätzlich sollte nur von erhöhten jagdlichen Einrichtungen geschossen werden, um einen ausreichenden Kugelfang abzusichern. Ideal für Erntejagden sind mobile Einrichtungen wie Drückjagdböcke, die leicht umzusetzen sind. Außerdem ist bei der Jagdausübung ein gültiger Jagdschein mitzuführen und die UVV zu beachten. Daneben gelten die grundlegenden Richtlinien der Waidgerechtigkeit: Ansprechen, dann schießen und im Zweifel den Finger gerade lassen!

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